Anlässlich des Weltfrauentags am 8. März haben Pflegeverbände dringenden Handlungsbedarf in dem immer noch überwiegend von Frauen ausgeübten Beruf der professionellen Pflege angemahnt. Die Pflegekammer Rheinland-Pfalz plädierte am Montag für umfassende Reformen in der beruflichen Pflege, in der rd. zwei Drittel der Beschäftigten weiblich seien.
Kammerpräsident Markus Mai betonte:
"Nur durch den unermüdlichen Einsatz der Pflegefachpersonen in Einrichtungen und Kliniken war es bislang möglich, das deutsche Gesundheitswesen vor einem Kollaps zu bewahren. Dies sollte auch entsprechend gewürdigt werden. Mit einer einmaligen Auszahlung von Sonderprämien oder dem Mindestlohnansatz bei Tarifverhandlungen gewinnt man keinen Blumentopf. Wir werden nicht müde zu betonen, dass für eine gerechte Vergütungsstruktur ein Einstiegsgehalt für alle vollzeitbeschäftigten Pflegefachpersonen von mindestens 4.000 Euro erforderlich ist."
Von Einmalzahlungen und unzureichenden Tarifverträgen dürfe sich das Pflegepersonal nicht weiter abspeisen lassen. Anpassungen der Arbeitsbedingungen seien dringend nötig.
Appell an Tarifpartner für bessere Bezahlung von Pflegenden
In einem offenen Brief der Kammer an Tarifpartner appellierte Mai – auch explizit an das Arbeitgeberlager –, sich den Forderungen der Kammer anzuschließen und diese bei den nächsten Verhandlungen miteinzubringen.
Für eine nachhaltige Verbesserung in der beruflichen Pflege sei erforderlich, dass alle an einem Strang zögen.
"Sonst müssen wir damit rechnen, dass die berufliche Pflege als Säule unseres Gesundheitswesens irgendwann völlig wegbricht."
Auch die Pflegekammer in Schleswig-Holstein hat auf die noch immer bestehenden Gehaltsunterschiede zwischen Frauen- und Männerberufen hingewiesen. Berufe mit hohem Frauenanteil seien noch immer schlechter bezahlt als ähnlich fordernde Berufe mit hohem Männeranteil.
Nachwuchs nicht "verprellen"
Kammerpräsidentin Patricia Drube forderte deshalb:
"Pflege als Frauenberuf verdient mehr."
Wenn Pflegende nicht angemessen bezahlt würden, ginge bald der dringend benötigte Nachwuchs aus.
"Völlig unverständlich" sei, dass Pflegende in der Pandemie mit mageren Boni abgespeist werden sollen, anstatt für eine nachhaltig bessere Bezahlung zu sorgen.
Während es in traditionellen Männerberufen kein Problem für die Gesellschaft darstelle, z. B. für eine Stunde Autoreparatur 85 Euro zu zahlen, zeige sich, dass Pflege als traditionelle Frauenleistung weniger monetären Wert habe.
"Verlangt man für eine Stunde Pflege 50 Euro, wird das schon als überteuert empfunden."
Dabei verdienten in frauendominierten Berufen nicht nur Frauen vergleichsweise schlecht, sondern auch Männer, verdeutlichte Drube.
"Das hängt vor allem mit der fehlenden Lobby zusammen."
Der Internationale Frauentag wird bereits seit 110 Jahren begangen. Der Aktionstag soll v. a. auf bestehende Probleme bei Frauenrechten, Gleichberechtigung und Emanzipation aufmerksam machen.