Der International Council of Nurses (ICN) hat den weltweiten Mangel an Pflegepersonal als globalen Gesundheitsnotstand beschrieben. Er sei Folge mangelnden Handelns und des Fehlens eines langfristigen Plans für das Pflegepersonal. Dieser Notstand sei nur aufzulösen, indem ausreichend in gutes Pflegepersonal investiert werde und alle Regierungen dies zu ihrer Priorität machten.
Bis zu 80 Prozent des Pflegepersonals weltweit psychisch belastet
In seinem am Montag veröffentlichten Bericht "Recover to Rebuild: Investing in the Nursing Workforce for Health System Effectiveness" hat der ICN unter anderem mehr als 100 Studien analysiert. Ergebnis:
- 40 bis 80 Prozent des Pflegepersonals berichten weltweit von psychischer Belastung
- die Kündigungsabsicht der Pflegenden ist seit dem vergangenen ICN-Report aus 2022 auf 20 Prozent und mehr gestiegen
- die jährlichen Krankenhausfluktuationsraten sind auf mehr als zehn Prozent gestiegen.
Das zeige, wie die Corona-Pandemie die Situation innerhalb der ohnehin fragilen Gesundheitssysteme weiter verschlimmert habe und wie dringend notwendig nachhaltige Investitionen seien, so der ICN. Die Uhr ticke und die Regierungen müssten endlich entschlossen handeln.
Nicht weiter auf Belastbarkeit des Pflegepersonals setzen
ICN-Präsidentin Pamela Cipriano sagte:
"Pflegekräfte sind die Fachleute, die uns aus diesem postpandemischen Einbruch im Gesundheitssystem herausführen können. Aber sie können dies nur tun, wenn es genügend von ihnen gibt, wenn sie angemessen unterstützt und bezahlt werden und wenn die Regierungen weltweit an nachhaltigen Reformen arbeiten."
Sich weiterhin auf die Belastbarkeit des Pflegepersonals zu verlassen, sei keine Option. Stress, Burnout, Arbeitsausfälle und Streiks seien Symptome des derzeitigen gefährlichen Zustands in den Gesundheitssystemen.
Ohne ausreichend motiviertes, gut ausgebildetes Pflegepersonal, das volle Unterstützung der jeweiligen Regierung erhalte, seien die Gesundheitssysteme nicht wieder aufzubauen, mahnte der ICN.
Nötig seien koordinierte politische Reaktionen, sowohl innerhalb der Länder als auch international. Dazu zählten zum Beispiel
- die ordnungsgemäße Umsetzung einer sicheren Personalausstattung
- moderne Pflegeausbildungen
- mehr Investitionen in Anwerbung und Bindung von Pflegepersonal
- Karriere- und Entwicklungsmöglichkeiten verbessern.