In den vier Krankenhäusern in Luxemburg kommt jede dritte Pflegekraft aus Deutschland, in den Pflegeheimen des Großherzogtums sind es immerhin noch mehr als 25 Prozent gemessen am Gesamtpersonal in der Pflege. Nach Angaben des Senders Arte pendeln täglich mehr als 4.000 Pflegerinnen und Pfleger aus Deutschland in das nur 630.000 Einwohnende zählende Luxemburg.
Attraktive Arbeitsbedingungen, aber keine Übersicht zu Kompetenzen
Das Land lockt mit nahezu idealen Bedingungen: kaum Überstunden, mehr Wertschätzung und mehr Gehalt. In keinem der 25 analysierten europäischen Länder lagen zum Beispiel die Jahresbruttogehälter 2020 von professionell Pflegenden im Krankenhaus mit 101.151 Euro so hoch wie in Luxemburg.
Aber es gibt auch Schattenseiten: So haben nur 30 Prozent der Pflegenden in Luxemburg ihre Grundausbildung im Land absolviert. Damit bleibe unklar, über welche Kompetenzen und Werte die Mehrheit der Pflegenden verfüge, beschreibt die Präsidentin des Berufsverbands der Pflegefachpersonen in Luxemburg, Anne-Marie Hanff.
Zwei Drittel des Pflegepersonals kommt aus dem Ausland
Ebenfalls führe diese Situation dazu, dass französisch- und deutschsprachiges Personal die pflegerische Versorgung in Luxemburg zusammen gestalte. Das sei eine sprachliche Herausforderung.
Spätestens seit der Corona-Pandemie und der damit verbundenen Grenzschließung sei auch klar, wie gefährlich die Tatsache sei, dass zwei Drittel des Pflegepersonals aus dem Ausland rekrutiert werden.
Pflegewissenschaft und grundständige Pflegestudiengängen fehlen
Ein weiteres Problem: Das Land verfügt praktisch über keine eigene Pflegewissenschaft. Hochwertige Studien zu pflegerelevanten Themen seien nicht möglich. Deshalb lägen sehr wenige qualitative Informationen zur Situation der Pflegenden in Luxemburg vor. Eine Politik, die auf Fakten basiere, sei unmöglich.
Laut Hanff ist Luxemburg das einzige Land Europas, das keinen grundständigen Bachelorstudiengang für Pflege anbietet.
"Insofern besteht ein enormer Nachholbedarf, was die Ausbildung und Akademisierung in der Pflege angeht."