Laut einem aktuellen Forschungsbericht des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) waren im Juni 2023 knapp 1,7 Millionen Beschäftigte in der Pflege tätig – jeder und jede sechste stammt aus dem Ausland. "Ausländische Pflegekräfte federn den demografisch bedingten Rückgang der deutschen Beschäftigten damit maßgeblich ab. Zugleich tragen sie dazu bei, dass der Arbeitskräftemangel in der Pflege nicht noch größer ausfällt und der Pflegebetrieb so aufrechterhalten wird", gab das IAB am Dienstag bekannt.
Viele deutsche beruflich Pflegende bald im Rentenalter
Die Gesamtbeschäftigung in den Pflegeberufen sei zwischen 2013 und 2023 um 26 Prozent gestiegen. Allerdings werde das Beschäftigungswachstum in der Pflege seit 2022 "ausschließlich von ausländischen Beschäftigten getragen, die Zahl deutscher Pflegekräfte ist hingegen rückläufig". Unter den beruflich Pflegenden mit deutscher Staatsangehörigkeit befänden sich mittlerweile deutlich mehr ältere als jüngere Beschäftigte. Diese erreichten bald das Rentenalter.
Das IAB listete die teils überproportionalen Zuwachsraten ausländischer Beschäftigter im genannten Zehn-Jahres-Zeitraum auf:
- Beschäftigungswachstum in der Altenpflege: 273 Prozent (+ 87.000)
- Beschäftigungswachstum in der Krankenpflege: 256 Prozent (+ 109.000)
- Anteil ausländischer Beschäftigter in der Altenpflege: 18,9 Prozent (+ 12 Prozentpunkte)
- Anteil ausländischer Beschäftigter in der Krankenpflege: 14,5 Prozent (+ 9,6 Prozentpunkte)
2023 waren laut IAB mehr beruflich Pflegende aus Nicht-EU-Ländern als aus der EU in Deutschland tätig. Innerhalb der EU kämen die Beschäftigten insbesondere aus Polen, Kroatien und Rumänien. Staatsangehörige aus der Türkei und Serbien bildeten hingegen eine große Gruppe unter den beruflich Pflegenden aus Drittstaaten. Aus Ländern mit Anwerbevereinbarungen kämen besonders viele beruflich Pflegende aus Bosnien-Herzegowina, den Philippinen, Indien, Tunesien und Vietnam.
Verstärkter Wettbewerb
Viele Länder Europas hätten einen ähnlich hohen Pflegekräftebedarf wie Deutschland. Daher stünden deutsche Pflegeeinrichtungen im verstärkten internationalen Wettbewerb um ausländisches Pflegepersonal. Neben erleichterten Zuwanderungsregeln, einer zügigeren beruflichen Anerkennung und höheren Wertschätzung der mitgebrachten Qualifikationen und Kompetenzen "brauchen wir eine verbesserte Willkommenskultur, um neue Beschäftigte auch langfristig in Deutschland halten zu können", sagte IAB-Forscherin Doris Wiethölter.