Der Deutsche Pflegerat (DPR) zeigt sich tief besorgt über das Scheitern der Pflegekammer in Baden-Württemberg und die Zurückhaltung einiger Länder gegenüber der Profession Pflege. Die fehlende Verantwortung einiger Länder für die berufliche Pflege sei alarmierend und behindere die notwendige Entwicklung der Pflege, warnte DPR-Präsidentin Christine Vogler.
Der DPR erkenne die Widersprüche innerhalb der eigenen Berufsgruppe an und betone deren eigene Verantwortung für die Pflege sowie ihren Berufsstand. Das Scheitern der Pflegekammer in Baden-Württemberg zeige aber die mangelnde Unterstützung des Landes für die Profession Pflege.
Zurückhaltung der Länder gegenüber der Profession Pflege
"Die nach wie vor abwartende, weitgehend beobachtende Haltung der Politik in Baden-Württemberg und vielen anderen Ländern verhindert eine nachhaltige Entwicklung der Profession Pflege. Ohne Unterstützung auf Landesebene können wir keine Fortschritte erzielen. Und ohne Fortschritte in der Pflege gibt es keine nachhaltige Sicherung der pflegerischen Versorgung", so Vogler.
Eine starke Vertretung der Profession Pflege auf Bundesebene sei ohne die Unterstützung der Länder nicht möglich. "Wir brauchen eine starke Vertretung der Pflege auf Bundesebene, ähnlich der Bundesärztekammer", forderte Vogler.
Die finanzielle Unterstützung durch das Bundesgesundheitsministerium aufgrund eines Beschlusses des Deutschen Bundestags von jährlich 900.000 Euro für den DPR sei ein Anfang, aber nicht ausreichend und zudem nicht dauerhaft gesichert. Die Profession Pflege dürfe nicht von haushaltstechnischen Unwägbarkeiten abhängig sein. Nötig sei eine institutionelle finanzielle Förderung.
Länder wie Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz hätten gezeigt, dass eine starke Pflege ohne eine starke Pflegekammer nicht möglich ist. Diese Beispiele seien Vorbilder. In beiden Ländern habe sich die Politik klar zur Pflege bekannt.
Schlechtes Signal für den Aufbau von Selbstverwaltungsstrukturen
Auch der Deutsche Berufsverband für Pflegeberufe (DBfK) stuft das Ergebnis in Baden-Württemberg als "herben Rückschlag" für die Profession Pflege ein.
"Das Scheitern der Pflegeberufekammer wirft uns als Profession nicht nur in Baden-Württemberg zurück, sondern ist bundesweit ein schlechtes Signal für den Aufbau von Selbstverwaltungsstrukturen", konstatierte die neu gewählte Präsidentin des DBfK, Vera Lux.
Der Organisationsgrad und die Form der Organisation einer Berufsgruppe seien extrem wichtig. Pflege sei die größte Berufsgruppe im Gesundheitssystem. "Würden wir uns alle zusammenschließen, hätten wir deutlich mehr politischen Einfluss auf die Gestaltung der Pflege in Deutschland", so Lux. "Ich appelliere hier auch an Bundesgesundheitsminister Lauterbach, die Selbstverwaltung der professionell Pflegenden auf Bundesebene aufzubauen und zu stärken. Die ersten Schritte dazu sollen mit dem Gesundheitsversorgungsstärkungsgesetz auf den Weg gebracht werden, aber ohne eine ausreichende und langfristige Finanzierung bleibt die pflegerische Selbstverwaltung ein zahnloser Tiger. Genau deshalb treten wir weiterhin für Pflegeberufekammern ein: Wenn wir Pflegenden unsere Vertretung selbst finanzieren und gemeinsam die Richtung bestimmen, sind wir nicht länger von der Haushaltslage, politischem Willen und Wahlergebnissen abhängig, sondern wirklich selbstbestimmt."