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Krankenhaus Rating Report

Wohin steuern die Krankenhäuser?

Der neue Krankenhaus Rating Report gibt Aufschluss über die aktuelle Lage und Entwicklungsszenarien der deutschen Krankenhäuser.

Die wirtschaftliche Lage deutscher Krankenhäuser war 2022 schlecht. Rund 10 Prozent lagen im "roten Bereich" mit erhöhter Insolvenzgefahr, etwa 30 Prozent der Kliniken schrieben einen Jahresverlust. Das durchschnittliche Jahresergebnis der Krankenhäuser betrug 0,6 Prozent der Erlöse, im Jahr zuvor waren es 0,8 Prozent, 2020 noch 1,6 Prozent. Die Ertragslage hat sich im Vergleich zum Vorjahr bei allen Trägerformen verschlechtert. Besonders hoch fiel diese Verschlechterung bei freigemeinnützigen Häusern aus.

Zu diesen und vielen weiteren Ergebnissen kommt die 20. Ausgabe des "Krankenhaus Rating Report". Die Investitionsfördermittel der Länder beliefen sich mit 3,55 Milliarden Euro auf rund 8 Prozent mehr als im Vorjahr. Bezogen auf die gesamten Krankenhauserlöse entspricht dies einem Anteil von 3,4 Prozent. Um die Unternehmenssubstanz zu erhalten und weiterzuentwickeln, sollten jährlich mindestens 7 Prozent der Erlöse in Investitionen fließen. Der jährliche förderfähige Investitionsbedarf der Plankrankenhäuser zum Substanzerhalt dürfte sich auf mindestens 5,9 Milliarden Euro belaufen, zuzüglich Universitätskliniken insgesamt auf 6,8 Milliarden Euro.

Über die Hälfte der Insolvenzen trifft Freigemeinnützige

Der Report, der sich hauptsächlich auf die Jahresabschlüsse 2022 bezieht, analysiert traditionell auch jüngere Daten und Entwicklungen. So stieg die stationäre Fallzahl im Jahr 2023 um etwa 2,3 Prozent. Die Untersuchung von 47 Klinikinsolvenzen zwischen Juni 2022 und März 2024 zeige, dass eher kleinere Häuser betroffen sind. Zwei Drittel dieser Insolvenzen entfielen auf Standorte in freigemeinnütziger Trägerschaft, etwa ein Viertel auf öffentlich-rechtliche Träger, nur wenige auf Private. "Von den 47 Standorten wurden bislang sieben Standorte geschlossen", schreiben die Studienautoren. 

Teilzeit hat sich verdreifacht

Von einem Fachkräftemangel könne im Krankenhauswesen keine Rede sein, erklärte Studienautor Sebastian Krolop bei der Präsentation des Reports in Berlin. "Sowohl bei den Arztzahlen wie auch in der Pflege sehen wir ein Allzeithoch."

Wie im Krankenhausbereich nahm auch im vertragsärztlichen Bereich die Anzahl der Ärztinnen und Ärzte kontinuierlich zu, wobei ein immer größerer Teil davon in Teilzeit tätig ist. Im Jahr 2009 arbeiteten 8 Prozent in Teilzeit, mit inzwischen 46 Prozent hat sich der Anteil bis zum Jahr 2023 fast versechsfacht. Daher ist umgerechnet die Zahl der Vollkräfte im vertragsärztlichen Bereich zwischen 2009 und 2023 konstant geblieben.

Augurzky: "Die Übergangsphase ist hart"

Ohne Berücksichtigung der im Krankenhausversorgungsverbesserungsgesetz (KHVVG) geplanten Maßnahmen dürfte der Anteil an Krankenhäusern im roten Rating-Bereich von 14 Prozent im Jahr 2023 auf 48 Prozent im Jahr 2030 steigen. Der Anteil mit Jahresverlust würde bereits 2024 den hohen Wert von rund 70 Prozent erreichen und bis zum Ende des Jahrzehnts bei etwa diesem Wert verharren. "Berücksichtigt man die bis Ende April 2024 geplanten Maßnahmen des KHVVG, stellt sich mittelfristig die Lage besser dar", schätzt Studienautor Boris Augurzky. Es seien mit der Reform verschiedene Arten von Zuschlägen vorgesehen sowie umfangreiche Investitionsmittel aus dem geplanten Transformationsfonds (geplant sind 50 Milliarden Euro). Das könnte den Veränderungsprozess positiv unterstützen. 

Würden damit Strukturoptimierungen angestoßen, würde sich die Wirtschaftlichkeit der Krankenhäuser verbessern, so Augurzky. Im Jahr 2030 könnten dann nur noch 24 Prozent der Krankenhäuser im roten Rating-Bereich liegen und 75 Prozent der Häuser wieder ein positives Jahresergebnis schreiben. Erreicht werden könnte dies im Rahmen von Zentralisierungen durch die Zusammenlegung von Standorten sowie von Schwerpunktbildungen durch die Bündelung von Leistungsgruppen.

"Es wird alles gut, aber nicht sofort" – mit diesen Worten kommentierte Augurzky den Ausblick, den der Rating Report 2024 gibt. Die Übergangsphase sei hart, aber das müsse auch so sein, unterstreicht er. "Man braucht Druck, damit man in eine Veränderungsphase kommt. Wenn Sie den Krankenhäusern jetzt Geld geben, wird der Landkreis nichts ändern." 

Augurzky befürwortet auch die derzeit umstrittene Vorhaltepauschale für Kliniken: "Wenn die Pauschale kommt, macht es für Kliniken Sinn, den Case-Mix-Index hochzuhalten und ansonsten viel zu ambulantisieren."

Von Ambulantisierung ist derzeit allerdings wenig zu sehen. Denn viele Kliniken klammern sich an ihre stationären Leistungen, die ja Grundlage für die Vorhaltepauschale sind. Augurzky rät dem Gesetzgeber hier nachzujustieren. Man müsse den "Zeitraum der Kalibrierung der Vorhaltepauschale verlängern", so der Wirtschaftswissenschaftler – also nicht wie bisher geplant nur ein Leistungsjahr betrachten.

Augurzkys Szenario

Bis 2030 wären insgesamt 14 Milliarden Euro für substanzielle Veränderungen nötig, vor allem im Zeitraum 2024 bis 2026, so die Autoren. In einem von Augurzky präsentierten Szenario könnte die Krankenhauslandschaft 2030 so aussehen:

  • 348 Level 1i
  • 350 Level 1n
  • 348 Level 2
  • 187 Level 3
  • 280 Fachkliniken

Das hieße, von derzeit 1.697 Klinikstandorten wären 348 in Level 1i umgewandelt und 242 Kliniken geschlossen. Die Umwandlungskosten für Level 1i beziffert Augurzky auf sieben Milliarden Euro und die Schließungskosten auf rund zwei Milliarden Euro. 

Der 20. Krankenhaus Rating Report wird vom RWI – Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung und der Institute for Healthcare Business GmbH (hcb) in Kooperation mit der Bank im Bistum Essen (BIB) erstellt und im Medhochzwei-Verlag publiziert. 

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