Mittlerweile liegt die vierte Fassung eines Referentenentwurfs zum Gesundheitsversorgungsstärkungsgesetz (GVSG) vor – die einst geplanten Primärversorgungszentren, Gesundheitsregionen und Gesundheitskioske entfallen demnach. Eine nachhaltige Verbesserung der Gesundheitsversorgung drohe damit zu scheitern, warnte der Deutsche Berufsverband für Pflegeberufe (DBfK) am Dienstag. Diese Chance dürfe nicht verspielt werden.
Fokus stärker auf Gesunderhaltung richten
Aus Kostengründen auf diese Einrichtung zu verzichten, werde der Gesellschaft mittel- und langfristig teuer zu stehen kommen, kritisierte DBfK-Bundesgeschäftsführerin Bernadette Klapper.
"Wir verpassen die Chance, unser Gesundheitssystem stärker auf Gesundheit und Gesunderhaltung auszurichten, was angesichts unserer demografischen Entwicklung dringend geboten wäre. Wenn wir vor diesem demografischen Hintergrund die Gesundheitsversorgung sichern wollen, müssen wir alles daransetzen, Krankheiten gar nicht erst entstehen zu lassen und Pflegebedarfe zu verzögern oder zu verhindern."
Es sei "zwingend" erforderlich, die Primärversorgung hierzulande auszubauen und auf multiprofessionelle Versorgungsteams zu setzen. Medizin, Pflege, Therapie und weitere Gesundheitsangebote müssten zusammenspielen und niedrigschwellig verfügbar sein. Multiprofessionelle Primärversorgungszentren leisteten das, fehlten aber in Deutschland. Vermeidbare Krankenhauseinweisungen und Todesfälle korrelierten in OECD-Vergleichsdaten mit fehlenden Primärversorgungsstrukturen.
Mehr Todesfälle ohne Primärversorgungsstrukturen
"Das können wir weder wollen noch uns leisten. Primärversorgungszentren wären der ideale Arbeitsort für Community Health Nurses, deren Einführung ebenfalls geplant war, aber hartnäckig auf sich warten lässt."
Auch die AOK Rheinland/Hamburg äußerte sich enttäuscht, "dass ein Gesetz, dessen Zielsetzung es war, die medizinische Versorgung in den Kommunen zu stärken, in der politischen Abstimmung so sehr geschliffen wurde, dass es mit der ursprünglichen Ambition nur noch wenig gemein hat". Die drei wesentlichen Elemente zur Transformation der regionalen Versorgung vor Ort seien politischen Auseinandersetzungen zum Opfer gefallen.