Der Deutsche Berufsverband für Pflegeberufe (DBfK) hat den Gesetzentwurf zur "Verbesserung der Gesundheitsversorgung und Pflege" des Bundesgesundheitsministeriums kritisiert. Ihm fehle ein Gesamtkonzept, das die Personalsituation in der Langzeitpflege nachhaltig verbessere.
Insbesondere der geplante Einsatz von Hilfskräften in vollstationären Pflegeeinrichtungen sei nicht akzeptabel, kommentierte der DBfK am Mittwoch den Entwurf.
20.000 zusätzliche Hilfskräfte lösen nicht Probleme in der Langzeitpflege
"Mit der Einstellung von 20.000 Hilfskräften ohne qualifizierte Ausbildung wird die äußerst angespannte Situation in der stationären Langzeitpflege nicht gelöst", kritisierte DBfK-Präsidentin Christel Bienstein.
Aus diesen Überlegungen spreche ein falsches Verständnis von guter Versorgung. "Bei guter Pflege geht es darum, die Bedürfnisse der Menschen zu erkennen und die Versorgung entsprechend zu planen. Und das muss man können. Hier scheint man wieder nur einzelne Tätigkeiten, die irgendwer verrichten soll, im Kopf gehabt zu haben", sagte die Präsidentin weiter.
Grundsätzlich sei ein Personalmix mit unterschiedlich qualifizierten Pflegenden zwar zu begrüßen. Die einzelnen Pflegeprozesse müssten aber entsprechend geplant, koordiniert und begleitet werden.
"Je mehr unterschiedlich qualifiziertes Personal eingesetzt wird, desto höher ist der Bedarf an Anleitung und Steuerung."
"Je mehr unterschiedlich qualifiziertes Personal eingesetzt wird, desto höher ist der Bedarf an Anleitung und Steuerung. Und dies kann nur von qualifizierten Pflegefachpersonen geleistet werden, da nur sie die Kompetenz zur Beratung, Bedarfsfeststellung und zur Anleitung haben", betonte Bienstein.
Um die angespannte Personalsituation in Pflegeeinrichtungen zu ändern, müssten Hilfskräfte systematisch weiterqualifiziert und müsse ihr Einsatz von genügend Pflegefachpersonen koordiniert werden.
In der jetzigen Form werde das Gesetz sonst nur die ohnehin schlechte Fachkraftquote zulasten von Pflegenden und Pflegebedürftigen weiter aushebeln.
Grundlegende Strukturreform nötig
Bereits Anfang August hatte die Pflegekammer Niedersachsen gemahnt: Statt Flickschusterei brauche die Pflege in Deutschland einen "echten Wumms", also grundlegende Strukturreformen, angefangen von einer Reform der Pflegefinanzierung bis hin zu dringend nötigen Verbesserungen der Arbeitsbedingungen.
"Es muss endlich in den Köpfen der Politik ankommen, dass sich die Arbeitsbedingungen und Gehälter in der Pflege verbessern müssen."
Gerechnet auf knapp 14.500 Pflegeheime in Deutschland bedeuteten die geplanten 20.000 Hilfskräfte nicht einmal 2 Personen mehr pro Einrichtung.
"Es muss endlich in den Köpfen der Politik ankommen, dass sich die Arbeitsbedingungen und Gehälter in der Pflege verbessern müssen, um die Leute in den Beruf zu kriegen. Es geht um nichts Größeres, als die pflegerische Versorgung der Bevölkerung sicherzustellen", verdeutlichte Pflegekammerpräsidentin Nadya Klarmann.