Die Pflegegewerkschaft Bochumer Bund hat im aktuellen Tarifstreit zwischen der Gewerkschaft Verdi und der Vereinigung der kommunalen Arbeitgeberverbände (VKA) die mangelhafte Pflegesicht kritisiert. Bei einer Gehaltsdifferenz von rund 25 Prozent zu einem angemessenen Gehalt für Pflegefachpersonen fordere Verdi gerade einmal 10,5 Prozent mehr Gehalt oder mindestens 500 Euro im Monat, so der Vorwurf des Bochumer Bunds.
Unzureichende Forderungen für Pflegende
Der VKA bietet üblicherweise deutlich weniger: Bei einer Laufzeit von 27 Monaten sollen die Gehälter in zwei Schritten um drei Prozent und im Folgejahr um zwei Prozent erhöht werden. Dazu kommen "untaugliche" Einmalprämien zum Inflationsausgleich.
Zusätzlich wolle die VKA zwei Tarifverträge wiederbeleben, die den Pflegeeinrichtungen und Krankenhäusern ermögliche, zur Zukunftssicherung das Jahresbruttogehalt um fünf oder sechs Prozent zu kürzen. Dazu der Bochumer Bund:
"Der Wert der Pflege ist beim VKA noch weniger zu spüren als er es bei den unzureichenden Forderungen von Verdi [Red.] schon ist. Man argumentiert, eine Intensivpflegefachkraft in der Endstufe (3939,65 Euro) hätte seit 2012 einen Reallohnzuwachs von 507,94 Euro erhalten. Das mag sein. Ist aber lange noch nicht angemessen."
Wenn nicht einmal die aktuell noch verhandelnde Gewerkschaft die Notwendigkeit sehe, der Pflege den Rücken zu stärken, werde es mehr als dunkel für die pflegerische Versorgung der Bevölkerung.
Stärke von Spartengewerkschaften nutzen
Pflege sei ein hoch spezialisierter Beruf mit komplexen Tätigkeiten, der insbesondere in Lehrkrankenhäusern an der Ausbildung von Ärztinnen und Ärzten beteiligt sei.
Unter all diesen Gesichtspunkten hält der Bochumer Bund ein Einstiegsgehalt von 4.500 Euro und die Begrenzung der wöchentlichen Arbeitszeit auf 35 Stunden für angemessen. Gleichzeitig betont die Organisation:
"Ohne eine Spartengewerkschaft ist die Pflege verloren."
Spartengewerkschaften seien effektive Verhandlungspartner, wie Beispiele bei Lokführerinnen und Lokführern sowie Pilotinnen und Piloten zeigten. Diese seien in Verhandlungen immer deutlich erfolgreicher als Mischgewerkschaften.