In Brandenburg steht das erfolgreich erprobte Modellprojekt der School Nurses vor dem Aus. Zum Jahresende soll nach einem Beschluss der Landesregierung das 2017 gestartete Projekt auslaufen. Dagegen regt sich weiter Protest. Sowohl der Deutsche Berufsverband für Pflegeberufe (DBfK) Nordost als auch die Deutsche Diabetes Gesellschaft (DDG) haben nun offene Briefe an die Politik gerichtet.
School Nurses leisten einen "großen Beitrag"
Der DBfK Nordost betont in seinem Brief an das brandenburgische Gesundheitsministerium und alle Fraktionen im Brandenburger Landtag die Schlüsselfunktion von Schulgesundheitsfachpersonen – speziell in Krisenzeiten wie der Corona-Pandemie.
Das Modellprojekt zum Jahresende auslaufen zu lassen und die Schulgesundheitsfachpersonen nicht als festen Bestandteil des Personals an Schulen zu etablieren, sei ein "großer Fehler" mit negativen Auswirkungen für die Schülerinnen und Schüler. Außerdem zöge das eine geringere Gesundheitskompetenz der Familien nach sich, ist sich der Berufsverband sicher.
DBfK-Nordost-Vorstandsvorsitzende Swantje Kersten betont in ihrem Schreiben:
"Das Auslaufen dieses wegweisenden Modellprojektes, für das Brandenburg neben Hessen ein Vorreiter in ganz Deutschland ist und dem viele weitere Bundesländer folgen, setzt ein fatales und falsches Signal."
School Nurses leisteten einen "großen Beitrag" beim Erkennen von Entwicklungsstörungen, bei Anzeichen von Gewalt und im Umgang mit besonderen Belastungen. Sie genössen das Vertrauen von Kindern, Jugendlichen und Eltern und hätten sich als wichtige Ansprechpartner etabliert, wenn es um Gesundheit, den Umgang mit chronischen Erkrankungen, akute Beschwerden, Schmerzen oder Unfälle gehe.
"Schulgesundheitsfachkräfte sollten ein selbstverständlicher Teil des öffentlichen Gesundheitsdienstes werden. Wir fordern Sie daher auf, dringend eine gesetzliche Verankerung und dauerhafte Finanzierung der Schulgesundheitspflege in Brandenburg auf den Weg zu bringen."
"Falsche Entscheidung zur falschen Zeit"
Auch die DDG mahnt in ihrem Brief an die Verhandlerinnen und Verhandler des künftigen Koalitionsvertrags, das Aus des Projekts sei "die falsche Entscheidung zur falschen Zeit". Während die einen von einer Zukunftsregierung sprächen, verhinderten andere, dass Kinder angemessene Zukunftschancen bekämen.
DDG-Präsident Andreas Neu appelliert:
"Wir fordern deutschlandweit an allen Grundschulen eine Schulgesundheitsfachkraft."
Nur so gelinge es, Kinder und Jugendliche mit ihren vielschichtigen gesundheitlichen Bedürfnissen zu betreuen – seien es Krankheiten, Sucht oder Missbrauch.
Das Thema der Schulgesundheit müssten allerdings Bund, Länder, Kommunen und Sozialversicherungsträger gemeinsam angehen, um eine flächendeckende Finanzierung zu ermöglichen.
Dazu müsse die Lebenswelt Schule ins Präventionsgesetz aufgenommen und ein "GesundheitsPakt Schule" angegangen werden.