Die Professorin für Pflegewissenschaft an der Universität Trier, Ana Nanette Tibubos, hat kürzlich gemeinsam mit Anna-Sophie Ulfert-Blank, Assistenzprofessorin für Organizational Behavior and Artificial Intelligence an der Eindhoven University of Technology, ein neues Forschungsprojekt gestartet. Dabei untersuchen die Wissenschaftlerinnen, welche Einstellungen beruflich Pflegende gegenüber robotischer Hilfe haben. Insbesondere Emotionen und Vertrauen stünden dabei im Fokus, teilten beide Forscherinnen am Dienstag mit.
Bislang seien humanoide Roboter unter anderem aufgrund der Fehleranfälligkeit und nicht in allen Bereichen ausgebauten sicheren WLAN-Netzwerke in der Pflege noch Zukunftsmusik. Deswegen wollen die Professorinnen Grundlagenforschung betreiben. "Unsere Ergebnisse könnten in die Entwicklung der Roboter einfließen, um die Akzeptanz bei Pflegekräften wie Gepflegten zu erhöhen", sagte Tibubos.
Roboter als Unterstützung bei der Intimwäsche?
Den Forscherinnen geht es darum, einen theoretischen Rahmen zu entwickeln, der die vielschichtigen Interaktionsbeziehungen speziell für die stationäre Alten- und Krankenpflege abbildet. Aus anderen Anwendungsfeldern wie der industriellen Fertigung wisse man, wie wichtig Vertrauen und Emotion für den erfolgreichen Einsatz von Robotern seien. Für die Pflege gebe es hier bisher kaum Wissen.
Unter anderem wollen Tibubos und Ulfert-Blank die Einsatzfelder von Robotern in der Pflege differenziert betrachten. In den wenigen bisher durchgeführten Pilotprojekten hülfen Roboter Patienten, aktuelle Informationen zu bekommen, oder unterhielten im Altenheim bei Musik- oder Märchenstunden. Regelmäßige Tätigkeiten, wie das Servieren von Essen oder die Ausgabe von Medikamenten, seien weitere Einsatzmöglichkeiten. Doch gerade bei Letzterem werde es kompliziert: Wie zuverlässig können Roboter das übernehmen? Was, wenn der Roboter die falschen Medikamente gibt? Was, wenn sich jemand weigert, die Medikamente zu nehmen? Tibubos kann sich vorstellen, dass es für Pflegekräfte wie Patienten insbesondere eine Erleichterung wäre, wenn Roboter bei schambehafteten Tätigkeiten unterstützen. Dazu gehöre beispielsweise der Gang zur Toilette oder die Intimwäsche.
Breit aufgestellte Grundlagenforsachung
In qualitativen Interviews sollen Pflegekräfte aus vier Ländern befragt werden, die in unterschiedlichen Bereichen der Pflege arbeiten. In einem zweiten Schritt planen die Forscherinnen weitere Befragungen, unter anderem von Patienten, Angehörigen sowie anderen Gesundheitsfachkräften wie Physiotherapeuten, mit denen Pflegekräfte interprofessionell zusammenarbeiten. Außerdem soll eine Analyse von konkreten Interaktionen zwischen Mensch und Roboter in der Pflege durchgeführt werden.