Der Einsatz von humanoiden Robotern in Pflegeeinrichtungen kann die mentale und physische Gesundheit der Bewohnerinnen und Bewohner fördern. Das zeigt das dreijährige Forschungsprojekt ROBUST. Die Abkürzung steht für "Robotik-basierte Unterstützung von Prävention und Gesundheitsförderung in stationären Pflegeeinrichtungen". Im Projekt haben der Verband der Ersatzkassen (vdek), die Fachhochschule (FH) Kiel, die Gesellschaft für digitalisierte und nachhaltige Zusammenarbeit Siegen (DNZ), zwei vollstationäre Pflegeeinrichtungen der Diakonie in Schleswig-Holstein sowie zwei Einrichtungen der Gemeinnützigen Gesellschaft der Franziskanerinnen zu Olpe in Nordrhein-Westfalen zusammengearbeitet.
Zu Beginn des Projekts hatte das Projektteam um den Professor für Informationstechnologie an der FH Kiel, Jens Lüssem, gemeinsam mit den Mitarbeitenden der beteiligten Pflegeeinrichtungen Einsatzszenarios für die Roboter entwickelt. Danach begann die Arbeit vor Ort. Zum Einsatz kam der humanoide Roboter Pepper, der im Rahmen des Projekts "Charlie" genannt wurde. Ihn dreimal pro Woche in das Angebot der jeweiligen Pflegeeinrichtung zu integrieren, habe für die Betreuungskräfte zunächst eine große Umstellung bedeutet: „Anfangs gab es Berührungsängste bei einigen in unserem Team. Doch nach und nach wurde allen klar, dass unser Roboter Charlie keine Konkurrenz, sondern eine sinnvolle und entlastende Ergänzung ist“, erklärt Jutta Tandler. Die Projektverantwortliche im Pflegezentrum Travetal der Diakonie Nord Nord Ost in Lübeck hat den Praxistest in allen Phasen eng begleitet. „Unsere Seniorinnen und Senioren waren von Charlie schnell begeistert. Sie empfinden ihn als Bereicherung und machen bei den Bewegungsübungen, zu denen Charlie sie motiviert, ebenso gerne mit wie bei der Beantwortung von Quizfragen.“
In der Langzeituntersuchung über drei Jahre erfasste das Projektteam mehrmals Praxiserfahrungen in Interviews und Gruppendiskussionen sowie mit Beobachtungsprotokollen. Ein Ergebnis: Die meistgenutzte App war diejenige mit Bewegungsübungen, gefolgt von der Quiz-App und der Jukebox-App mit über 100 Schlagern sowie klassischer Musik.
„Mit den Erfahrungswerten aus der Pflegeeinrichtung konnten wir die Robotik-Apps kontinuierlich weiterentwickeln und das Angebotsspektrum des Roboters verbessern“, so Projektleiter Lüssem. „Besonders herausfordernd war die Integration der unterschiedlichen Sicht- und Arbeitsweisen sowie die konkrete Formulierung der Anforderungen und deren Umsetzung an die Roboter unter Beachtung ethischer Richtlinien und datenschutzrechtlicher Rahmenbedingungen.“
In einer quantitativen Untersuchung wurden die gesundheitsförderlichen Effekte bei den Bewohnerinnen und Bewohnern untersucht. Gaby Lenz, Professorin für Soziale Arbeit an der FH Kiel, zog ein positives Resümee: Der Einsatz der humanoiden Robotik habe nachweislich das Wohlbefinden der Bewohnerinnen und Bewohner gestärkt. Sie hätten Spaß am Roboter gehabt, sich mehr bewegt und weniger einsam gefühlt. Auch Doreen Boniakowsky, Geschäftsbereichsleitung Pflege der Diakonie Nord Nord Ost, bewertet das Projekt als Erfolg: „In unserem Pflegezentrum Travetal ist Roboter Charlie mittlerweile fester Bestandteil der Wochenplanung und bereichert unser Angebot für die Seniorinnen und Senioren. Vorgesehen ist, Charlie auch in unseren anderen vier Lübecker Pflegeeinrichtungen einzusetzen und somit das Betreuungsangebot in diesen Häusern zu erweitern.“
Die Erkenntnisse aus dem Forschungsprojekt wurden in einer Handreichung zusammengefasst.