Krankenhäuser sind auf Pflegefachpersonen dringend angewiesen, im Recruiting von Pflegepersonal verschenken sie aber viel Potenzial, wie eine aktuelle Studie der Digitalagentur und Beratung Nexum und von HC&S ergeben hat. Die Kampagnen seien meistens veraltet und zu traditionell. Besondere Schwächen offenbarten die Häuser bei der Wahl ihrer Kommunikations- und Rekrutierungskanäle, insbesondere Social Media werde stiefmütterlich behandelt. Auch die zunehmend wichtige Gruppe der ausländischen Pflegekräfte in und außerhalb Deutschlands werde kaum professionell berücksichtigt, teilte Nexum am Mittwoch mit.
Helios an der Spitze, gleich drei Uniklinika als Schlusslichter
Employer Branding, Karrierewebseite, Bewerbungsprozess und Social-Media-Auftritt funktionierten bei den Helios Kliniken noch am besten. Auch die Charité – Universitätsmedizin Berlin und Asklepios schnitten gut ab.
Schlusslichter bildeten mit Freiburg, Essen und Gießen Marburg drei Universitätskliniken.
"Erheblicher Nachholbedarf" im Employer Branding
Die Studie hat im Sommer Karrierewebseiten und Social-Media-Auftritte von 21 großen Klinikverbünden und Universitätsklinika analysiert sowie bewertet. Dabei seien 75 Beurteilungskriterien zugrunde gelegt und einzelne Ergebnisse nach einem Punktesystem bewertet worden. Die Ergebnisse seien zudem in rund 20 Interviews mit Personalverantwortlichen und Pflegekräften aus Kliniken verifiziert und gewichtet worden. Die Summe der gewichteten Bewertungspunkte habe abschließend das Gesamtranking ergeben.
In Sachen Employer Branding hätten fast alle untersuchten Häuser "erheblichen Nachholbedarf". Auffallend sei, dass kaum modernere Kommunikationsformate auf den Websites stattfänden. Nur etwa die Hälfte aller Kliniken zeige ein Image-Video – ein must have im Employer Branding, urteilte Nexum-Studienleiter Arne Sonnabend.
Keine Filtermöglichkeit nach Vollzeit oder Teilzeit
Den interviewten Pflegekräften sei vor allem wichtig, auf Klinikwebseiten persönliche Kontakte schnell zu finden und klare Informationen zum Bewerbungsprozess zu erhalten.
Nur knapp die Hälfte der untersuchten Häuser erfülle hier die Erwartungen. Von den Stellenangeboten böten lediglich sieben der 21 Kliniken eine Filtermöglichkeit nach Vollzeit oder Teilzeit, obwohl das Arbeitszeitmodell für Pflegepersonal einer der wichtigsten Aspekte bei der Jobsuche sei.
Kaum adäquate Informationen in anderer Sprache
Die größten Schwächen in der Rekrutierung offenbarten die Kliniken in für die Zielgruppe wichtigen Kanälen, wie Instagram, Facebook oder auf Arbeitgeber-Bewertungsportalen.
Ausländisches Pflegepersonal adressierten die analysierten Kliniken eher unprofessionell und wenig adäquat. Nur knapp 40 Prozent hätten eine sogenannte "Landing Page" speziell für internationale Pflegekräfte. Lediglich sieben der 21 Karriereseiten seien zumindest in englischer Sprache verfügbar – meist allerdings in abgespeckter Form. Nur zwei Karriereseiten böten eine weitere Fremdsprache an.
Auch über mögliche (spätere) Sprachschulungen im Falle einer erfolgreichen Rekrutierung aus dem Ausland informierten die wenigsten Kliniken.