Die am Dienstag gestartete "Konzertierte Aktion Pflege" stößt in der Branche zwar auf Zustimmung, wird aber auch als letzte Chance angesehen, um das Pflegesystem noch zu retten. So begrüßt etwa der Deutsche Pflegerat (DPR) die Initiative. Geplanter Auftrag und Ziel lägen nahe an dem vom DPR geforderten Masterplan für Pflegeberufe, sagte DPR-Präsident Franz Wagner, betonte jedoch gleichzeitig: "Es ist allerhöchste Zeit aktiv zu werden, denn die Probleme zur Sicherung der pflegerischen Versorgung werden täglich größer." Der DPR und einige seiner Mitgliedsverbände würden sich sowohl im Dachgremium als auch in den fünf Arbeitsgruppen an der Entwicklung sinnvoller und nachhaltiger Lösungen beteiligen.
Die gemeinsame Aktion von gleich drei Bundesministern zeige, dass die Lage sehr ernst sein müsse und hohe Dringlichkeit brauche. "Das war schon lange bekannt, die Probleme hätten bereits vor Jahren wirksam angepackt werden müssen (…). Der Pflegenotstand hat in Deutschland mittlerweile Dimensionen angenommen, die man kaum für möglich gehalten hätte", verdeutlichte die Präsidentin des Deutschen Berufsverbands für Pflegeberufe, Christel Bienstein. Die Aktion sei vermutlich die letzte Chance, das Steuer noch einmal herumzureißen. Jetzt heiße es, Sensibilität beweisen, hinhören, nachfragen, innovative Ideen und Ansätze prüfen – und genügend Courage und Stehvermögen an den Tag zu legen, damit gute Lösungen auch eine Chance bekämen.
Auch die Pflegekammer Rheinland-Pfalz sieht in diesem Aspekt den Knackpunkt: Die Aktion sei zwar der richtige Schritt, die massiven Fehlentwicklungen der vergangenen Jahrzehnte anzugehen. "Entscheidend ist jedoch, ob die Maßnahmen am Ende mutig genug sind, das Pflegesystem grundsätzlich neu zu gestalten", so Kammer-Vizepräsidentin Sandra Postel.
Der Präsident des Bundesverbands privater Anbieter sozialer Dienste (bpa), Bernd Meurer, bewertet den Beginn der Aktion als "längst überfälligen Schritt". "Die Bundesregierung hat erkannt, dass die Versorgung pflegebedürftiger Menschen in Deutschland ohne schnelles und entschlossenes Handeln nicht sichergestellt ist. Zudem begrüßen wir es, dass unser Vorschlag aus dem Jahr 2001 zur aktiven Gewinnung von ausländischen Pflegefachkräften nun endlich politische Unterstützung findet."
Die Dienstleistungsgewerkschaft Verdi betonte: "Die Chance, jetzt schnelle und nachhaltige Verbesserungen auf den Weg zu bringen, darf auf keinen Fall verspielt werden."
"Mit der Konzertierten Aktion geht die Bundesregierung den richtigen Weg", sagte der Vorstand des GKV-Spitzenverbands, Gernot Kiefer. "Wir werden unseren Beitrag dazu leisten, dass die Versorgung der Pflegebedürftigen besser, die Unterstützung für die pflegenden Angehörigen intensiver und die Rahmenbedingungen für die Pflegenden weiter entwickelt werden."