Mit 19 Jahren erkrankte Franziska Lassas an Krebs. Dass sie heute, vier Jahre später, als geheilt gilt und in dieser Zeit eine Ausbildung zur Pferdewirtin als Jahrgangsbeste abgeschlossen hat, verdankt sie ihrem starken Willen – und der Unterstützung durch ihre Familie.
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Onkologie
Leben mit Krebs macht einsam. Zumindest dann, wenn man 19 Jahre jung ist und nicht, wie die meisten aus dem Freundeskreis, bei allem mitziehen kann. Das ist die Erfahrung von Franziska Lassas, die vor vier Jahren die Diagnose „Morbus Hodgkin“ – eine Krebserkrankung des lymphatischen Systems – erhielt.
Für ihre Familie war die Krebs-Diagnose ein Schock. Neben Bruder Christian (20) und Vater Siegbert (49) war es vor allem Mutter Karin, die sich große Sorgen machte, da sie vor 19 Jahren selbst eine Krebserkrankung und deren Therapie durchgemacht hatte. „Ich wusste, was auf Franziska zukommt, und mir war klar, dass sie mich brauchen wird. Wir haben sie alle so gut es ging unterstützt“, erzählt die 49-jährige gelernte Einzelhandelskauffrau und Konditorin. Und so durchlebte sie mit ihrer Tochter noch mal das Auf und Ab einer Krebstherapie.
„Es gibt Hochzeiten innerhalb der Behandlungszyklen, beispielsweise hat mir eine Bluttransfusion immer unheimlich Schwung gegeben, obwohl ich das erst gar nicht mochte. Aber es gibt eben auch jede Menge schlechte Tage mit Übelkeit und Schmerzen“, sagt Franziska. Der blonden Frau fielen kurz vor Beendigung des ersten Chemotherapie-Einsatzes die Haare aus. „Den Rest habe ich abrasieren lassen, weil es zu eklig war, morgens in einem Büschel Haare aufzuwachen.“
Franziska Lassas hatte sich zwar eine Perücke anfertigen lassen, fand sie jedoch „so schrecklich“, dass sie sie „wenn es hoch kommt fünf Mal“ getragen hat. Lieber griff sie zu Mützen, im Winter trug sie sogar zwei übereinander. Noch schlimmer, als ihre Haare zu verlieren, war jedoch das Erlebnis, dass ihre Freunde sie fast alle im Stich ließen. „Im Krankenhaus waren sie alle da, da war es mir manchmal sogar zu viel. Aber als die Chemo dann ambulant zu Hause weitergeführt wurde, kamen nur noch wenige. Es gab auch wenig Verständnis dafür, dass ich häufig nicht mitziehen konnte, weil es mir sehr schlechtging“, sagt Lassas.
Halt gaben ihr ihre Familie und vor allem ihre beiden Pferde. Tiere, insbesondere Pferde, sind die große Leidenschaft von Franziska Lassas. Und nach ihrer erfolgreichen Krebstherapie beschloss die junge Frau, sich um einen Ausbildungsplatz zur Pferdewirtin zu bewerben. „Meine Eltern hatten mir immer abgeraten, mein Hobby zum Beruf zu machen“, erinnert sie sich. „Nach meiner Erkrankung sehen sie das anders.“ Ihre Ausbildung absolvierte sie in zweieinhalb statt drei Jahren und schloss sie als bundesweit Beste ihres Jahrgangs ab. Zurzeit baut sie sich eine gemeinsame Wohnung mit ihrem Freund auf dem ehemaligen Speicherboden der Scheune des elterlichen Bauernhofes aus.
Um die Zeit ihrer Krankheit für sich besser verarbeiten zu können, hat Franziska Lassas ein Buch mit dem Titel geschrieben „Ich hab's geschafft – Du schaffst es auch“. Darin finden sich nicht nur eigene Stimmungen und Empfindungen, sondern auch Maßnahmen wieder, die der jungen Patientin beispielsweise bei Übelkeit halfen oder den Krankenhausaufenthalt erleichtert haben. „Ich will anderen Betroffenen einfach Mut machen“, sagt die 23-Jährige.