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Pflegefachassistenzausbildung

18 Monate Ausbildungsdauer - zwischen Kompromiss und Kritik

Die im Pflegeassistenzeinführungsgesetz vorgesehene Ausbildungsdauer von 18 Monaten stößt unter Verbänden und Fachorganisationen auf Kritik.

Am Mittwoch hat das Bundeskabinett die Einführung einer neuen Pflegefachassistenzausbildung beschlossen. Die im "Gesetz über die Einführung einer bundeseinheitlichen Pflegeassistenzausbildung" (Pflegeassistenzeinführungsgesetz, PflAssEinfG) festgelegte 18-monatige Ausbildungsdauer stößt unter den Verbänden und Fachorganisationen auf Kritik. 

Die Pflegeverbände, die die Arbeitnehmerseite vertreten, äußern Bedenken hinsichtlich der Qualität der Ausbildung. Sie befürchten, dass eine Ausbildungszeit von nur 18 Monaten nicht ausreicht, um notwendige Kompetenzen und Kenntnisse zu vermitteln und plädieren daher für eine umfassendere, 24-monatige Ausbildung, um die Pflegequalität nicht zu mindern.

Die Verbände auf Arbeitgeberseite wiederum sähe lieber eine auf zwölf Monate verkürzte Ausbildungszeit, um schneller qualifizierte Arbeitskräfte in den Beruf zu integrieren.

DBfK: Gesetz ermöglicht bundesweit anerkanntes Qualitätsniveau

Der Deutsche Berufsverband für Pflegeberufe (DBfK) begrüßt grundsätzlich die bundeseinheitliche Regelung zur Pflegefachassistenzausbildung. DBfK-Präsidentin Vera Lux betonte "vergleichbare Kompetenzen auf einem bundesweit anerkannten Qualitätsniveau". Zudem sorge die einheitliche Ausbildung "für mehr Flexibilität und erleichtert die berufliche Mobilität, wovon sowohl Arbeitgeber:innen als auch Pflegefachassistent:innen profitieren".

Richtig und wichtig sei, dass Bundesgesundheitsminister Lauterbach "das neue Gesetz im Rahmen des Pflegekompetenzgesetzes und des Advanced-Practice-Nursing-Gesetzes sieht. Diese beiden Gesetze müssen im Anschluss an das Pflegefachassistenzgesetz zügig auf den Weg gebracht werden", sagte Lux.

Die beschlossene Ausbildungsdauer von 18 Monaten verstehe der DBfK als Kompromiss zu den von Arbeitgebern geforderten 12 Monaten Ausbildungsdauer, die der DBfK ablehne. „Wir halten allerdings eine Ausbildungsdauer von 24 Monaten für geboten“, erklärte Lux. Nur gut ausgebildetes Pflegefachpersonal und Pflegefachassistentinnen und -assistenten könnten eine pflegerische Versorgung auf einem Niveau gewährleisten, das den immer komplexer werdenden Therapien gerecht werde. 

„Eine immer kürzere Ausbildung bei gleichzeitig steigenden fachlichen Anforderungen führt nicht zu einer Verbesserung der Versorgung, im Gegenteil. Aus diesem Grund lehnt der DBfK auch den Zugang zur Ausbildung ohne Hauptschulabschluss, sondern nur aufgrund einer positiven Prognose für Einzelpersonen durch Pflegeschulen, ab“, so Lux weiter. Zweifel äußerte Lux auch an einer Steigerung der Attraktivität für berufliche Pflegende aus dem Ausland. 

DPR: Wirtschaftliche Interessen nicht über Pflegequalität stellen

Für eine Ausbildungsdauer von 24 Monaten hatte zuletzt auch der Deutsche Pflegerat (DPR) plädiert. Eine kürzere Ausbildung gefährde die Ausbildungsqualität und pflegerische Versorgung. Wirtschaftliche Interessen der Arbeitgeber dürften "niemals" Vorrang vor der Pflegequalität haben, hatte DPR-Präsidentin Christine Vogler zuletzt erklärt. 

BLGS und DRK befürworten 18-monatige Ausbildungsdauer

Der Bundesverband Lehrende Gesundheits- und Sozialberufe (BLGS) hatte schon im Vorfeld erklärt, eine 18-monatige Ausbildungsdauer sei ein "tragfähiger Kompromiss", eine 12-monatige Ausbildung indes grundsätzlich abzulehnen. BLGS-Vorsitzender Carsten Drude erklärte dazu: "Wir setzen uns im BLGS seit Jahren für eine zweijährige Pflegeassistenzausbildung mit entsprechenden Anerkennungsmöglichkeiten für eine dreijährige Ausbildung ein." Es sei schwierig, "ein Mindestmaß an Qualität und Kompetenz in nur einem Jahr zu vermitteln und aufzubauen".

Gegen eine 12-monatige Lösung hatte sich im Vorfeld auch das Deutsche Rote Kreuz positioniert: "Als Deutsches Rotes Kreuz sprechen wir uns grundsätzlich für die 18-monatige 
bundeseinheitliche Pflegeassistenzausbildung aus", heißt es in einer Stellungnahme von Ende Juli,

Arbeitgeberverbände befürworten zwölf Monate Ausbildungszeit 

Die Arbeitgeberseite befürwortet hingegen niedrigschwellige Zugänge zur Pflegeassistenzausbildung, um die Versorgung zu sichern. Mit einer Ausbildungsdauer von 18 Monaten habe die Bundesregierung die Chance verpasst, "schnelle Entlastung für Pflegekräfte und pflegende Angehörige zu schaffen", sagte der Präsident des Bundesverbandes privater Anbieter sozialer Dienste (bpa), Bernd Meurer. Es mache einen großen Unterschied, ob Hilfe nach 12 oder erst nach 18 Monaten verfügbar sei.

Nun gelte es, Zugangsvoraussetzungen und Abläufe der Ausbildung so zu konzipieren, "dass eine breite Zielgruppe an Interessentinnen und Interessenten in unterschiedlichen Lebens- und Bildungssituationen angesprochen wird und dass möglichst viele Pflegeeinrichtungen, gerade auch kleine Pflegedienste, in die Ausbildung mit einsteigen können. Das muss eine Assistenzausbildung für alle werden."

Auch die Geschäftsführerin des Arbeitgeberverbands Pflege, Isabell Halletz, monierte die Ausbildungsdauer: "In der Altenpflege brauchen wir keine Maximalqualifikation, sondern eine Grundlagenausbildung. 18 Monate sind ein Kompromiss, aber nicht die beste Lösung. Die qualifizierten Pflegeassistenzpersonen werden dringend in den ambulanten Diensten und stationären Pflegeeinrichtungen benötigt, um das Fachpersonal zu entlasten und eine Pflege anbieten zu können, die sich am Bedarf der Menschen orientiert. Wir hätten uns mehr Pragmatismus vom Gesetzgeber gewünscht."

AOK: Angemessene Lösung, um Anforderungen gerecht zu werden

Vonseiten der Krankenkassen kommt Zuspruch zur im Gesetzentwurf vorgesehenen Ausbildungsdauer. Die Vorstandsvorsitzende des AOK-Bundesverbandes, Dr. Carola Reimann, bezeichnete die angedachte Ausbildungszeit von 18 Monate als "angemessen, um den Anforderungen der Pflegeberufe gerecht zu werden und um eine Grundlage für Anschlussqualifikationen zu ermöglichen". Die Reform schaffe ein modernes Ausbildungssystem, das die Durchlässigkeit und Qualität der Ausbildung erhöhe und den Bedürfnissen des Pflegesektors entspreche. 

Kritik äußerte Reimann insbesondere an der Finanzierung: "Dass die Ampel zur Finanzierung allerdings plant, fast 240 Millionen Euro pro Ausbildungsjahr auf die Gesetzlichen Krankenkassen abzuwälzen und 17,7 Millionen auf die Soziale Pflegeversicherung, lehnen wir entschieden ab."
 

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