Nachdem bereits Anfang des Jahres zwei private Pflegeheimbetreiber Konkurs anmelden mussten, ist jetzt mit der Hansa-Gruppe der nächste Player auf dem Pflegemarkt insolvent. Der Anbieter mit Sitz in Oldenburg hat einen sogenannten Schutzschirmantrag gestellt. Fünf Gesellschaften der Hansa-Gruppe, die insgesamt 23 Senioren- und Pflegezentren in Bremen, Niedersachsen und Nordrhein-Westfalen betreibt, wollen sich im Rahmen des Sanierungsverfahrens neu aufstellen.
"Schwarze Null" für Ende 2023 angestrebt
Ziel sei, die Pflegeheime und die rund 1.400 Arbeitsplätze zu erhalten, heißt es in einer Mitteilung der Sanierungskanzlei Schultze & Braun.
Der Pflegebetrieb sei nicht beeinträchtigt. Bewohnerinnen und Bewohner erhielten in allen Einrichtungen gewohnten Umfang und bekannte Qualität an Versorgungsleistungen und Betreuung.
Nach derzeitigen Planungen soll die Hansa-Gruppe Ende 2023 zu einer "schwarzen Null" zurückkehren.
Angespannte wirtschafltiche Lage auf dem Pflegemarkt
Hintergrund des Schutzschirmantrags sind demnach erhebliche Kostensteigerungen in den vergangenen Monaten: Einem sehr dynamischen Anstieg der Kosten für Energie, Material, Mieten und Personal stünden Einnahmen gegenüber, die bestenfalls nur verzögert daran angepasst werden könnten.
Aufgrund der politisch und von den Pflegekassen vorgegebenen wirtschaftlichen Rahmenbedingungen trügen sich Seniorenheime wirtschaftlich gesehen erst ab einer Auslastung von rund 95 Prozent, so die Kanzlei. Unternehmen verfügten also nur über einen wirtschaftlichen Puffer von höchstens fünf Prozent.
Leiharbeit in der Pflege nur begrenzt eine Lösung
Hinzu komme der Fachpersonalmangel in der Pflege, der mit der Corona-Pandemie noch zugenommen habe. Die Qualifikation und Zahl des Personals bestimmten die mögliche Belegung.
Um dieser Entwicklung entgegenzuwirken, habe die Hansa-Gruppe auf den "extrem kostenintensiven Einsatz von Zeitarbeitenden" zurückgreifen müssen. Deren innerbetriebliche Integration sei sehr herausfordernd und nur mit sehr begrenztem Erfolg umzusetzen.
Deshalb sei es nicht immer möglich, Senioren- und Pflegezentren wegen des andauernden Mangels an Stammpersonal ausreichend zu belegen.
Die Hansa-Gruppe betreibt seit 1982 verschiedene Senioreneinrichtungen, ambulante Pflegedienste und angeschlossene Dienstleistungen. Die Einrichtungen finden sich in Norddeutschland und Nordrhein-Westfalen mit insgesamt rund 3.000 Pflege- und Wohneinheiten.