Pflegende müssen besser bezahlt werden – das steht außer Frage. Dazu müssten Pflegefachpersonen aber auch neue Rollen sowie mehr und ausdifferenziertere Verantwortlichkeiten zugestanden werden. Das war ein Tenor der Diskussionsrunde auf dem Pflegemanagementforum im Rahmen des DRG-FORUM | DIGITAL am Freitagnachmittag.
Verdienstmöglichkeiten deutlicher an unterschiedlichen Qualifikationen ausrichten
Der Pflegebevollmächtigte der Bundesregierung, Andreas Westerfellhaus, sieht einen Ansatzpunkt darin, auch die Verdienstmöglichkeiten deutlicher an unterschiedlichen Qualifikationen auszurichten.
"Ausbildung und Karriere in der Pflege müssen sich lohnen. Pflegende, die nach ihrer Ausbildung noch ein Studium oder eine Weiterbildung absolvieren, müssen nicht nur eine Perspektive nach mehr Autonomie haben, sondern auch für andere Verdienstmöglichkeiten. Dafür müssen wir kämpfen – auch bei denen, die das refinanzieren müssen."
Westerfellhaus zeigte sich "mehr als ernüchtert" von der konkreten Umsetzung der Ergebnisse der Konzertierten Aktion Pflege. Zwar seien die erforderlichen Maßnahmen nun bekannt, aber es hapere an der Umsetzung.
"Es macht mich sehr, sehr unruhig, dass bei den Pflegenden keine Verbesserungen und Entlastungen ankommen."
Der Pflegebevollmächtigte betonte eindringlich:
"Der Einbruch und Abbruch an Personal im Pflegeberuf muss uns mehr als aufrütteln. Wir müssen jetzt handeln und in Strukturen einsteigen. Wir haben keine Zeit mehr."
Eigenständig arbeitende Pflegefachpersonen fördern
Pflegeleistung müsse in der Gesellschaft transparenter dargestellt werden, verdeutlichte die Sprecherin für Pflege- und Altenpolitik der Bundestagsfraktion Bündnis 90/Die Grünen, Kordula Schulz-Asche.
"Gute Leistung kostet Geld. Eigenständige Tätigkeiten der Pflege helfen, Pflege aufzuwerten und gleichzeitig Geld in der Gesundheitsversorgung umzuverteilen."
So sei z. B. wichtig, dass auch auf Städte- und Gemeindeebene eigenständig arbeitende Pflegefachpersonen arbeiten könnten und sich etwa um Prävention und Gesundheitsförderung kümmerten – unabhängig von ärztlichen Berufen und vielmehr auf Augenhöhe mit diesen.
Für den Vorstandsvorsitzenden der Ameos Gruppe, Axel Paeger, ist es nicht verwunderlich, dass Pflege so schlecht dasteht wie aktuell.
"Was Pflegeausbildung und Berufsordnung anbelangt, ist in den vergangenen Jahren in die falsche Richtung gearbeitet worden."
Gleichstellung zum Ärzteberuf sei nicht gefördert worden.
Pflegemangement braucht mehr Mut
Angesichts dessen forderte die mit dem Vordenker Award ausgezeichnete Pflegedirektorin am Klinikum Oldenburg, Sabine Brase, mehr unternehmerischen Mut vom Pflegemanagement ein.
"Pflegemanagement muss den Mut haben, verschiedene Qualifikationen im Beruf zuzulassen und Umsetzungsmodelle auf den Weg zu bringen."
Besondere Kompetenzen sollten für besondere Patientenfälle genutzt werden. Dabei müsse sektorenübergreifend im Sinne des Pflegeversorgungsprozesses gedacht werden.
Allerdings gab Brase auch zu bedenken, dass derzeit "kreative und experimentelle Wege" gegangen werden müssten, um z. B. akademisiertes Pflegepersonal "ordentlich" bezahlen zu können, denn Tarifverträge bildeten dies nicht ab.
Verdi-Bundesvorstandsmitglied Sylvia Bühler widersprach und betonte:
"Im Tarifvertrag für den öffentlichen Dienst ist eine Vergütung von akademischen Pflegenden vorgesehen. Aber die Arbeitgeber müssen die Aufgaben für dieses Personal auch genau definieren."