Frau Nikitina, Sie haben Ihr Land wegen des Kriegs verlassen und leben nun in Potsdam. Haben Sie sich bewusst für Deutschland entschieden?
Ja, Deutschland war meine erste Wahl. Ich habe das Land 2018 mit Freunden bereist und dabei sowohl Städte als auch die Natur kennengelernt.
Wie kamen Sie an das Klinikum Ernst von Bergmann?
Über Freunde. Ich habe mich an die Klinik gewandt und gleich ein gutes Angebot erhalten. In Potsdam zu leben ist atemberaubend. Ich glaube nicht, dass man über diese Stadt viele Worte verlieren muss; ich kann nur eins sagen: Wer noch nicht in Potsdam war, sollte diese Stadt unbedingt besuchen.
Wo haben Sie Ihre Berufsausbildung absolviert?
Ich habe die Ausbildung an der Berufsfachschule in meiner Heimatstadt Tscherniwzi absolviert. Nach meiner Ausbildung bin ich in eine andere Stadt
umgezogen. In Winnyzja habe ich im regionalen Krankenhaus auf einer Station für Nierentransplantation gearbeitet.
Wie haben Sie Ihren Start hierzulande erlebt?
Kommunikation war anfangs eine Herausforderung für mich. Meine Sprachkenntnisse waren noch gering und ich hatte Angst, Fehler zu machen –
besonders auf der Arbeit. Andererseits war es anspornend, mich mit den Patienten schnell gut verständigen zu können. Deshalb habe ich mit dem
Sprechen nicht aufgehört und hatte bald keine Angst mehr, Fehler zu machen. Menschen lernen aus ihren Fehlern und ich wusste, dass ich dranbleiben
und meine Sprachkenntnisse verbessern muss, um mein Ziel – die Anerkennung meiner Berufsausbildung – zu erreichen. Im März habe ich es endlich geschafft. Meine Kolleginnen und Kollegen haben mir geholfen, besonders meine Stationsleitung. Dafür bin ich ihnen sehr dankbar.
Wie bleiben Sie mit Ihren Angehörigen und Freunden in Kontakt?
Meine ganze Familie lebt weiterhin in der Ukraine und will dort auch bleiben. Meinen Eltern und Großeltern geht es dem Umständen entsprechend gut, auch wenn die Lage wirklich schwierig ist. Meine Freunde sind teilweise in der Ukraine geblieben, andere leben im Ausland. Das macht mich manchmal traurig, aber das Gute ist: Wir bleiben alle in Kontakt, denn wahre Freunde trägt man immer bei sich.