Die Deutsche Gesellschaft für Fachkrankenpflege und Funktionsdienste (DGF) hat die Modellprojekte der baden-württembergischen Universitätsklinika kritisiert, die eine schnellere Weiterbildung in der Intensivpflege ermöglichen sollen.
Das Modell sieht vor, Pflegefachpersonen in einer 4-jährigen Kombination aus generalistischer Pflegeausbildung und Weiterbildung für die Tätigkeit auf Intensivstationen zu qualifizieren.
Projekte verstärkt Heterogenität der Weiterbildungsangebote für Pflegeberufe
Dieser Ansatz könne in der Umsetzung nie an das heranreichen, was in 3 Jahren Pflegeausbildung und 2 Jahren Weiterbildung möglich sei, argumentierte DGF-Vorsitzender Lothar Ullrich am Dienstag. Denkbar sei das Modellprojekt lediglich als Trainee-Programm, das nach der generalistischen Ausbildung eine gute Einarbeitung in den Fachbereichen ermögliche – auf die dann eine Fachweiterbildung aufbaue.
"Das Projekt ist allerdings in keiner Weise geeignet, eine Fachweiterbildung zu ersetzen."
Vielmehr werde die "viel beklagte Heterogenität" der Weiterbildungsangebote für Pflegeberufe damit verstärkt. Die DGF setze sich seit Langem für eine bundesweite Vergleichbarkeit von Fachweiterbildungen ein und plädiere deshalb "vehement" für die Beibehaltung einer Weiterbildungsdauer von i. d. R. 2 Jahren für die Qualifikation hochspezialisierten Fachpersonals für die Intensivpflege.
Generalistische Inhalte nicht auf Fachweiterbildung anrechnen
Problematisch ist aus Sicht der DGF bereits die curriculare Gestaltung der Modellprojekte hinsichtlich der theoretischen Lerninhalte. Die geplante Anrechnung von Inhalten aus der Generalistik auf die Weiterbildung in einem hochspezialisierten Bereich wie der Intensivpflege sei nicht nachvollziehbar.
Die generalistische Pflegeausbildung, in der die grundlegenden Kompetenzen für die Pflege von Menschen aller Altersstufen erworben werden, sei qualitativ anspruchsvoll und breit angelegt, "aber gerade nicht auf eine Spezialisierung ausgerichtet".
2-jährige Fachweiterbildung Intensivpflege "unverzichtbares Qualitätsmerkmal"
Ein hoher Anteil theoretischen Unterrichts zum speziellen Wissens- und Kompetenzerwerb im vierten Jahr der Qualifizierung würde zulasten der ohnehin verkürzten praktischen Einsatzzeit führen, argumentierte Ullrich weiter.
Da aber Handlungskompetenz sich nur in der Verzahnung von Theorie und Praxis entwickeln könne, stelle insbesondere die 2-jährige Dauer der Fachweiterbildung mit rotierenden Praxiseinsätzen, theoretischen Modulen und gezielten praktischen Anleitungen ein "unverzichtbares Qualitätsmerkmal" dar, das durch eine Verkürzung der Bildungsmaßnahme aufgegeben werde.