An den baden-württembergischen Universitätskliniken Freiburg, Heidelberg, Mannheim, Tübingen und Ulm starten ab Oktober Modellprojekte, die eine schnellere Weiterbildung und damit einen schnelleren Personaleinsatz in der Intensivpflege ermöglichen sollen. Das Landesministerium für Soziales, Gesundheit und Integration hat das entsprechende Vorhaben jetzt genehmigt.
Intensivpflegefachperson: 4 Jahre Aus- und Weiterbildung statt 5,5 Jahre
Der Pflegedirektor am Universitätsklinikum Freiburg, Helmut Schiffer, sagte am Montag stellvertretend für die Pflegedirektorinnen und -direktoren der baden-württembergischen Universitätskliniken:
"Mit diesem bundesweit einmaligen Modellprojekt wird der Berufswunsch Intensivpflege deutlich schneller erreichbar und damit attraktiver. Das berufsbegleitende Coaching und die gleichbleibend hohe Qualität der Ausbildung machen den Ansatz für künftiges Pflegefachpersonal ebenso attraktiv wie für Universitätskliniken. Wir sind uns sicher, dass das Modellprojekt sehr gut angenommen wird und Nachahmer finden wird."
Das sog. "3+1-Modell" sieht vor, dass im direkten Anschluss an die generalistische Ausbildung zur Pflegefachfrau bzw. zum Pflegefachmann an den genannten Universitätskliniken die Weiterbildung für eine Tätigkeit auf der Intensivstation erfolgen kann.
Die qualifizierten Intensivpflegefachpersonen stünden nach insgesamt 4-jähriger Aus- und Weiterbildungszeit zur Verfügung – 1,5 Jahre früher als bislang üblich, teilte das Sozialministerium mit.
Prüfungsinhalte bleiben wie gehabt
Derzeit beträgt die Mindestausbildungszeit 5,5 Jahre: 3 Jahre Ausbildung als Pflegefachperson, 1 Jahr Berufserfahrung und 1,5 Jahre Weiterbildung.
Ausbildungsinhalte der generalistischen Pflegeausbildung und Weiterbildungsinhalte der Intensivpflege würden so verknüpft, dass die Teilnehmenden der Modellweiterbildung gezielt auf das komplexe Berufsfeld der Intensivpflege vorbereitet würden. So könnten etwa Inhalte aus der Generalistik im Bereich Intensivpflege für die Weiterbildung angerechnet werden.
Prüfungsinhalte unterscheiden sich nach Ministeriumsangaben nicht von denen der bisherigen Weiterbildung.
Resilienz-Training, Coaching und Supervision als Begleitprogramm
Um eine Überforderung der angehenden Intensivpflegefachpersonen zu vermeiden, ist ein Begleitprogramm vorgesehen, das u. a. ein Resilienz-Training, Coaching und Supervision enthält.
Die Modellträger verpflichten sich, Angebote für eine seelsorgerische Betreuung der Auszubildenden über den kompletten 4-jährigen Aus- und Weiterbildungszeitraum zur Verfügung zu stellen.
Die Projekte sind zunächst angelegt auf den Zeitraum vom 1. Oktober 2022 bis 30. September 2027. Eine abschließende Evaluierung ist vorgesehen.