Die Kritik von Pflegenden und weiteren Beschäftigten in Krankenhäusern und Pflegeeinrichtungen über die Auszahlung des Corona-Pflegebonus reißt nicht ab. Viele sind fassungslos, nach welchen Kriterien Personal den Bonus erhält, nur anteilig bekommt oder eben gar nicht.
Krankenhaus ist Teamarbeit
Jetzt haben sich Beschäftigte des Universitätsklinikums Gießen und Marburg (UKGM) mit einem Brandbrief an Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) und den hessischen Ministerpräsidenten Boris Rhein (CDU) gewendet. Aktuell läuft die Auszahlung der Prämie am UKGM.
Darin machen sich die Teams der Zentralen Notaufnahme, der Physio- und Ergotherapeutinnen und -therapeuten sowie der Hebammen Luft. Sie schreiben:
"Warum wird der Einsatz bei permanentem Ansteckungsrisiko von so vielen Krankenhausbeschäftigten von der Politik vergessen? Nach Jahren einer Gesundheitspolitik, die uns Beschäftigte und das Wohl der Patient*innen aus dem Blick verloren hatte, haben wir nicht viel erwartet und sind jetzt doch maßlos enttäuscht."
Krankenhaus sei Teamarbeit – egal auf welcher Station oder in welchem Bereich jemand tätig sei. Zusammen hätten "alle außerordentlich viel und noch viel mehr Geleistet" in der herausfordernden Corona-Zeit.
"Falsche Symbolpolitik" ablegen
Obgleich sie keine Antwort erwarten, wie die Verfasserinnen und Verfasser des Briefs schreiben, fordern sie, endlich zuzuhören und Schluss zu machen "mit falscher Symbolpolitik".
"Die Situation hier im Krankenhaus ist zu dramatisch, um weiter symbolische Trostpflaster zu verteilen. Wir brauchen echte Lösungen: Das bedeutet mehr Personal, faire Löhne und eine Gesundheitspolitik, bei der der Mensch wieder im Mittelpunkt steht."
Unterstützung erhalten die Unterzeichnenden des Brandbriefs von der Gewerkschaft Verdi. Deren Gewerkschaftssekretär des Fachbereichs Gesundheit, Fabian Dzewas-Rehm, sagte:
"Im Krankenhaus geht es um das Zusammenspiel verschiedener Berufsgruppen. Alle haben die Zusatzbelastung der Pandemie gemeinsam gestemmt. Deshalb wäre eine finanzielle Anerkennung für alle Beschäftigten dringend geboten. Einzelne Berufsgruppen und Tätigkeiten nun nicht zu beachten ist ein Affront gegenüber den Kolleg*innen."
Pflegevertretende hatten sich erst vor wenigen Tagen an Lauterbach und die Pflegebevollmächtigte der Bundesregierung, Claudia Moll (SPD), gewendet und ihre Kritik an der "immensen Ungerechtigkeit" bei der Auszahlung des Gelds und der fehlenden Berücksichtigung pflegerischer Expertise geäußert.