Ein Expertenrat des Instituts für Pflege, Altern und Gesundheit (IPAG) hat ein Konzeptpapier vorgelegt "für ein zeitgemäßes Gesundheitssystem". Das Konzept "Care Share 13", das BibliomedPflege auch in der ausführlichen Version vorliegt, zielt darauf ab, die Gesundheitsversorgung menschenzentriert, interprofessionell und regional auszurichten.
Leistungen der beruflichen Fachpflege abbilden
Kernelement ist dabei ein neu zu schaffendes Sozialgesetzbuch 13 (SGB XIII), in dem die Gesundheitsversorgungsleistungen der bestehenden Sozialgesetzbücher im Sinne der "modernen, integriert-interprofessionellen Care-Share-Versorgung barrierefrei, evidenzbasiert und unter Berücksichtigung neuer Vergütungmixe zusammengeführt" werden.
Zusätzlich sollen im neuen SGB XIII erstmals die Leistungen der beruflichen Fachpflege abgebildet und kodifiziert werden.
In der Konsequenz seien die bestehenden Sozialgesetzbücher zu straffen, abzuschaffen oder passgenau umzubauen, heißt es auf der IPAG-Webseite.
Neuer Systemtyp der Gesundheitsversorgung
Die Verwirklichung des Care-Share-Gesundheitssystems erfordere eine "tiefgreifende Transformation". Bestehende, "mächtige" Rechtsregeln seien aufzugeben und ein zukunftsorientiertes, bürokratisch barrierefreies Gesundheitsrecht zu entwickeln.
Auf seiner LinkedIn-Seite schreibt das IPAG:
"Wir haben erkannt, dass es mit einem 'Weiter so' nicht möglich ist, ein stabiles Fundament für die Sicherung der staatlichen, existenziellen und sozialen Daseinsvorsorge zu gewährleisten. Wir haben viel in Frage gestellt und mit Care Share 13 einen Architekturentwurf für einen neuen Systemtyp der Gesundheitsversorgung entwickelt."
Die Professorin mit Schwerpunkt Gesundheits- und Pflegewissenschaften, Digitalisierung in der Pflege an der Ostfalia Hochschule, Martina Hasseler, die das Care-Share-13-Papier mitentwickelt hat, fasst das Konzept auf ihrem LinkedIn-Kanal wie folgt zusammen:
"Wir fordern die Abschaffung des SGB XI, eine Entkernung des SGB V und ein neues Gesundheitsrecht, das Care Share 13, unter Integration und Weiterentwicklung der Pflegefachberufe."
Fachpflege und Medizin als Tandem
Ein Aspekt des Care-Share-13 Konzepts ist zudem, dass Fachpflege und Medizin ein Tandem bilden.
Die Idee: Die hausärztlich-pflegerische Versorgung wird in einem Tandem-Vertrag neu zueinander entwickelt, ohne Ärztevorbehalt und Pflegebedürftigkeitsbegriff. Die aufsuchende Tandem-Versorgung (Hausbesuche) wird regional nach einer logistisch sinnhaften, ressourcenschonenden Tourenplanung (Zeit, Geld, Fachpersonal) geplant sowie mit telemedizinischen und telepflegerischen Instrumenten unterstützt. Die fachärztliche, therapeutische und fachpflegerische Versorgung wird nach Patientenpfaden in Chronic-Care-Modulen an die Tandems angedockt. Nach dem Vorbild einer Clinical Leadership (Shared Governance auch im Krankenhaus, unter anderem in Magnet-Krankenhäusern) arbeiten Tandems auch in Krankenhäusern oder Einrichtungen der stationären Langzeitpflege und dies auch hybrid, zum Beispiel in regionalen Versorgungszentren.
Der IPAG-Expertenrat ist nach eigenen Angaben ein Think-Tank für und von Menschen, die das Pflege- und Gesundheitssystem verändern wollen. Die renommierten Mitglieder kommen unter anderem aus der Wissenschaft, dem Krankenhaus, Pflegeeinrichtungen, der Selbstverwaltung und Gesundheitsregionen.