In Reaktion auf das Interview mit Boris Augurzky zur Abschaffung des Pflegebudgets stellt der pflegerische Geschäftsführer des Klinikums Darmstadt, Michele Tarquinio, in einem LinkedIn-Beitrag klar: Die Diskussion um "sinkende Produktivität in der Pflege" greife zu kurz, wenn sie sich ausschließlich an Fallzahlen pro Arbeitsstunde orientiere.
Pflege produziere keine Fallzahlen, sondern bewältige Pflegeaufwand – dieser sei in den vergangenen Jahren im Zuge von Komplexität und Intensität der Patientenversorgung deutlich gestiegen, etwa durch Multimorbidität, demografische Entwicklungen und mehr Patientinnen und Patienten mit Pflegegrad. Dass bei sinkender Fallzahl mehr Personal benötigt werde, sei daher kein Zeichen für Produktivitätsverlust, sondern Ausdruck gestiegener Versorgungsanforderungen.
Personaluntergrenzen als notwendige Absicherungen
Tarquinio fordert, Produktivität in der Pflege müsse daran gemessen werden, "wie effizient dieser steigende Aufwand in Qualität übersetzt wird. Produktivität in der Pflege ist nicht Fallzahlen pro Pflegefachperson, sondern muss den Pflegeaufwand als zentrale Bezugsgröße anwenden."
Personaluntergrenzen und regulatorische Vorgaben seien keine "Bremsen", sondern notwendige Absicherungen. Eine Rückkehr zu "Vor-PUG-Zeiten" würde die Attraktivität des Berufsbilds gefährden. "Mit Auswirkungen in allen Sektoren!"
Selbstverständlich sei das Pflegebudget aufgrund von Fehlanreizen kritisch zu diskutieren. "Die Frage ist nur, zu welchem Preis setzen wir welches Instrument ein?"