Die afghanische Taliban-Regierung hat offenbar beschlossen, Frauen von der Pflege- und Hebammenausbildung auszuschließen. Schülerinnen seien angewiesen worden, nicht mehr zum Unterricht zu erscheinen. Das berichtete die britische Rundfunkanstalt BBC. Fünf verschiedene Pflegeschulen hätten ebenfalls bestätigt, dass die Taliban befohlen hätte, bis auf Weiteres zu schließen. Die BBC zeigte Videos betroffener Frauen, die angesichts der Nachricht weinen. Das Gesundheitsministerium der Taliban habe die Anordnung noch nicht offiziell bestätigt.
Der Weltbund der Pflegefachpersonen (International Council of Nurses, ICN) hat sich angesichts der Nachricht bestürzt gezeigt. Die Berichte aus Afghanistan seien besorgniserregend, sagte ICN-Präsidentin Pamela Cipriano. "Wenn das stimmt, ist das Leben von Frauen und ihren Kindern in einem Land, das eh eine hohe Mütter- und Kindersterblichkeit aufweise, enorm gefährdet." Zudem werde afghanischen Frauen der einzige Zugang zu beruflicher Bildung entzogen.
Der ICN forderte die Taliban auf, die Entscheidung umgehend zu revidieren, damit Frauen des Landes weiterhin eine pflegerische Versorgung durch weibliche Pflegepersonen erhielten.
Professionelle Pflege wurde in Afghanistan bislang zu gleichen Anteilen von Frauen und Männern ausgeübt. Der Beruf sei jedoch von schlechten Arbeitsbedingungen, geringer Bezahlung, einer mangelhaften Berufsbildung und fehlenden Aufstiegsmöglichkeiten gekennzeichnet, so der Präsident der Afghanistan Nurses Association, Wais Mohammad Qarani, im Interview. Die Machtübernahme der Taliban 2021 hätte diese Situation verschärft, weil viele Pflegende seitdem das Land verlassen hätten.