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Studie

Selbstorganisation in Pflegeteams kann gelingen

Eine Studie der Apollon Hochschule zeigt: Selbstorganisierte Pflegeteams können erfolgreich arbeiten – wenn ein Leitbild und Agilität gegeben sind. Befragt wurde ein Team aus der außerklinischen Intensivpflege.

Funktioniert Selbstorganisation von Pflegeteams? Wenn ja: Welche Faktoren entscheiden über den Erfolg? Diese Frage hat ein Forschungsteam der Apollon Hochschule der Gesundheitswirtschaft
 in Bremen wissenschaftlich untersucht und in der Fachzeitschrift "Gesundheitsökonomie & Qualitätsmanagement" publiziert [1]. Die Gesundheitsökonomen haben fünf Mitarbeitende eines selbstorganisierten Pflegeteams in einer Wohngruppe für außer­klinische Intensivpflege im Rahmen leitfadengestützter Interviews befragt und zusätzlich an einem Tag eine teilnehmende Beobachtung vorgenommen. Die "umfassende Datenerhebung durch die Nutzung unterschiedlicher komplementärer Methoden" sei eine Stärke der Untersuchung, so die Autoren.

Drei Rollen statt einer Leitung

Das untersuchte Pflegeteam verfüge bereits seit 2018 über keine Leitung mehr und sei selbstorganisiert, schreibt das Forschungsteam. Aus den Bedürfnissen und Anforderungen des Teams im Arbeitsalltag seien drei Rollen abgeleitet worden:

  • die der Bezugspflege, die primär für alle kundenbezogenen Themen zuständig sei,
  • die der Dienstplanung und
  • die der Praxisanleitung, die dann zum Tragen komme, wenn Auszubildende im Team mitarbeiten. 

Das Team treffe Entscheidungen im Rahmen verschiedener Meetingformate, die fester Bestandteil der Dienstpläne sind und
 für die Anwesenheitspflicht besteht. Die meisten Entscheidungen würden hier mit einfacher Mehrheit getroffen. Grundsätzlich agiere das Team nach dem Prinzip, verschiedene Lösungsansätze auszuprobieren, bis eine passende Lösung gefunden werde. Einzelne
 Entscheidungen hätten keine große Bedeutung, so die Forscher,
"da sie ständig hinterfragt und regelmäßig wieder rückgängig gemacht werden, wenn sie sich als falsch oder unpraktikabel herausstellen". Individuelle Entscheidungsfindung habe ebenfalls keine große Bedeutung, da für Anforderungen im Alltag der Wohn­gruppe Prozesse und Verantwortlichkeiten fest definiert sind. Bei Bedarf werde das Team durch externe sogenannte Organi­sationsfloristen unterstützt – dies seien "in der Regel unter­nehmerische Personen".

Agilität als Erfolgsfaktor

Das Forschungsteam resümiert, dass selbstorganisierte Pflegeteams durchaus in der Lage seien, Entscheidungen zu treffen, Prozesse zu etablieren und sich selbstbestimmt weiterzuentwickeln. Kernvoraussetzung dafür sei ein Purpose – also das Leitbild des
Unternehmens, das über kurzfristige Ziele hinausgeht. Ein solches gemeinsames Ziel könne zu intrinsischer Motivation bei den Teammitgliedern und daraus resultierend zu einer hohen Kundenorientierung führen. 

Wichtig sei zudem Agilität, um mögliche Fehlentscheidungen auch schnell wieder rückgängig zu machen.  

[1] Meyer A, Schreyögg B, Hoffmann FR. Selbstorganisierte Teams in der Pflege. Eine empirische Untersuchung am Beispiel des Born-Gesundheitsnetzwerks. Gesundheitsökonomie & Qualitätsmanagement 2025; 30: 137–142

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