Wie Pflegefachpersonen dank gezielter Schulung die Schmerzen von Patientinnen und Patienten auf der Intensivstation genauer beurteilen können, hat die examinierte Krankenschwester und Stationsleiterin auf der chirurgischen Intensivstation des Universitätsklinikums Bonn (UKB), Claudia Weiß, untersucht.
Entstanden sind Kurzschulungen zu verschiedenen Schmerzarten und Assessments. Als Zeitfenster diente die 30-minütige Überlappungszeit zwischen Früh- und Spätschicht.
Schmerzmanagement in Kurzschulungen für Pflegepersonal aufbereitet
Die Bedeutung einer exakten Schmerzbehandlung werde häufig unterschätzt, sagt Weiß. Scores und Assessments würden in der Intensivmedizin immer noch viel zu wenig angewendet, bemängelt sie und konkretisiert:
"Die Bedeutung einer adäquaten analgetischen Behandlung wird vielfach unterschätzt. Ein sehr häufiges Phänomen nach Verlassen der Intensivstation ist die Chronifizierung von Schmerzen. Und das ist dann nur noch schwer zu therapieren."
Ob das Pflegepersonal Schmerzassessments ausreichend gut kennt, fragte Weiß an ihrem Arbeitsplatz am UKB per Fragebogen ab und wertete zudem Patientendaten aus. Dann setzte sie ein 30-minütiges Schulungsprogramm auf, an dem 60 Prozent der Pflegefachpersonen teilnahmen, und hängte ein Poster mit den wesentlichen Inhalten der Assessments im Aufenthaltsraum auf.
Erweiterte Pflegeexpertise
Anschließend hat sie die Fragebogenaktion wiederholt und die digitalen Patientenakten erneut analysiert. Das Ergebnis zeigte eine "deutliche Verhaltensänderung bei unserem Pflegepersonal".
"Die Schulungsangebote haben Wirkung gezeigt."
Die Pflegefachpersonen hätten nicht nur mehr über Numeric Rating Scale und Behavioral Paine Scale gewusst, sondern hätten vor allem letzteres Assessment auch vollständiger angewendet, resümiert Weiß.
Das Schulungskonzept ist Teil von Weiß Abschlussarbeit im berufsbegleitenden Master-Studiengang "Erweiterte Pflegeexpertise" an der Fachhochschule Bielefeld, den sie als erste Absolventin bestand.
E-Learning-Programm und Kitteltaschenkarten für ein besseres Assessment
Gemeinsam mit der Projektgruppe "Zukunftswerkstatt für Pflegefachpersonen" am UKB baut Weiß ihren Schulungsansatz derzeit aus. So hat sie bereits ein E-Learning-Programm konzipiert. Außerdem sind Kitteltaschenkarten und Ein-Minuten-Fortbildungen entstanden, die die wichtigsten Schulungsinhalte grafisch abbilden. Auch weitere Forschungen auf diesem Gebiet sind geplant.
"Ich würde es begrüßen, wenn die Assessments zur Schmerzbeurteilung auf allen Intensivstationen des UKB eingeführt werden würden. Auch ein Fachgremium von Personen, die sich an den Einführungen beteiligen und als Mentoren im Stationsalltag fungieren, fände ich sinnvoll."