Psychiatrisch Pflegende versorgen hoch belastete und äußerst vulnerable Patientengruppen, werden aber häufig nicht wahrgenommen oder berücksichtigt – so der Vorwurf des Deutschen Berufsverbands für Pflegeberufe (DBfK) Nordwest und der Deutschen Fachgesellschaft Psychiatrische Pflege (DFPP). In einem am Dienstag veröffentlichten gemeinsamen Positionspapier mahnen sie die "notorische Nicht-Beachtung und Nicht-Einbeziehung" psychiatrisch Pflegender an.
Sich verschärfende Rahmenbedingungen
Das Mitglied der Arbeitsgruppe Psychiatrische Pflege im DBfK Nordwest, Daniel Richter, sagte:
"Was uns am meisten besorgt: dass wir aufgrund schlechter Rahmenbedingungen unseren fachlichen Ansprüchen nicht mehr gerecht werden können."
Dieser Umstand habe sich seit Beginn der Pandemie verschärft. Es sei "eine Riesenherausforderung, auf die Einhaltung sich ständig ändernder Corona-Schutzmaßnahmen zu achten und Menschen mit psychischen Erkrankungen darin zu unterstützen".
Die damit einhergehenden administrativen und bürokratischen Tätigkeiten hätten zudem enorm zugenommen.
"Alldem sind wir nicht mehr gewachsen."
2021 hätte sich nach Daten des Deutschen Krankenhausinstituts in 41 % der vollstationären psychiatrischen Einrichtungen die Zahl der Notfälle mit einem akuten und aufwendigeren Betreuungsbedarf erhöht. Ausgesetzte Leistungen von Tageskliniken oder Tagesstätten hätten zudem insbesondere psychiatrisch Pflegende in der ambulanten Versorgung auffangen müssen.
5 Kernforderungen der psychiatrischen Pflege
Noch nicht abschätzbare Pandemiefolgen wie Angststörungen, Panikattacken, Depressionen und posttraumatische Belastungsstörungen seien dabei noch nicht einkalkuliert und belasteten das ohnehin schon am Limit stehende psychiatrisch-psychotherapeutische Versorgungssystem.
DBfK und DFPP fordern deshalb,
- die personelle Ausstattung in der psychiatrischen Pflege zu verbessern,
- die Expertise der psychiatrisch Pflegenden in die politischen Entscheidungen einzubinden,
- den psychiatrisch Pflegenden erweiterte Verantwortungsbereiche zuzusprechen und Telepflege zu ermöglichen,
- Versorgungslücken zu schließen und Angebote weiterzuentwickeln,
- psychiatrisch Pflegende entsprechend anzuerkennen.