Ein Lernstudio für förderbedürftige Auszubildende an der Pflegeschule des Universitätsklinikums Knappschaftskrankenhaus Bochum soll Überforderungssituationen während der Pflegeausbildung verhindern und Ausbildungsabbrüche vermeiden. Im Rahmen einer Pilotstudie evaluiert die Universität Witten-Herdecke den Ansatz wissenschaftlich.
Individuell zugeschnittenes Förderprogramm
Ziel des Lernstudios ist nach Angaben des Uniklinikums, Auszubildende mit Unterstützungsbedarf direkt am Anfang der Ausbildung zu identifizieren und ihnen ein individuell auf ihre Bedürfnisse zugeschnittenes Förderprogramm sowie fortlaufende Lernbegleitung anzubieten.
Dazu untersucht Pflegelehrerin Marianne Hagen den Sprachstatus der Azubis mit Wortschatz, Aussprache und Merkspanne, das Lernverhalten, die eventuell bereits vorhandenen fachlichen Inhalte beispielsweise durch Praktika oder absolvierte Ausbildungen sowie die soziale und emotionale Entwicklung.
Selbstlernkompetenzen stärken
Entsprechend des Befunds entwickelt sie individuelle Förderpläne, die zum Beispiel Lernberatung, den Ansatz "Schüler helfen Schüler", begleitete Freilernzeiten, Lernworkshops für Rechtschreibung, Lese-Sinn-Verständnis oder Gedächtnistraining beinhalten. Defizite sollen damit in der Folge verbessert und Selbstlernkompetenzen aufgebaut werden.
Nach rund sechs Monaten steht eine erneute Diagnostik des Förderbedarfs an.
18 von 22 Azubis mit Förderbedarf
Das Lernstudio ist zunächst nur für die Teilnehmerinnen und Teilnehmer des im April gestarteten Ausbildungskurs offen.
Ersten Untersuchungen zufolge haben von den 22 Auszubildenden 18 einen Förderbedarf. Dieser Schnitt ist höher als Hagen erwartet hatte, belege aber deutlich den Bedarf für ein solches Lernstudio.
Aktuell verfügt die Pflegeschule in Bochum über 274 Ausbildungsplätze zur Pflegefachperson sowie 21 in der Pflegefachassistenz. Die Pflegeschule ist seit 2020 als "AZAV zugelassener Träger" zertifiziert. Damit können Bildungs- oder Vermittlungsgutscheine, die von den Agenturen für Arbeit und den Arbeitsgemeinschaften für Grundsicherung an Arbeitssuchende herausgegebenen werden, eingelöst werden.