Der Pflegepersonalbedarf und die Zahl der Pflegebedürftigen steigen in Hessen künftig noch stärker als bislang angenommen. Das hat der Landeschef der Barmer in Hessen, Martin Till, am Dienstag unter Berufung auf den aktuellen Pflegereport der Krankenkasse mitgeteilt.
2.000 mehr Pflegende nötig als bislang angenommen
Demnach werden bis 2030 annährend 12.000 Pflegepersonen mehr benötigt als derzeit in Hessen beschäftigt seien. Das seien rd. 2.000 mehr als bislang angenommen.
Mehr benötigt als derzeit beschäftigt, um künftige Bedarfe zu decken, würden konkret
- ca. 5.000 ausgebildete Pflegefachpersonen – ca. 1.000 mehr als bislang angenommen
- ca. 2.000 Pflegehilfskräfte mit Ausbildung – rd. 1.000 mehr als zuvor geschätzt
- ca. 4.000 Pflegehilfskräfte ohne Ausbildung
Die Zahl der Pflegebedürftigen liege in 8 Jahren um 80.000 höher als bisherige Vorausberechnungen kalkulierten und betrage dann 455.000.
Gesundheit des Pflegepersonals steht auf dem Spiel
Als Grund für die bisher niedriger veranschlagten Personalbedarfe nannte Till "demografieunabhängige Faktoren", die nicht ausreichend in Vorausberechnungen einbezogen worden seien. Das betreffe die "sprunghaften Anstiege der Pflegebedarfe". Diese steigende Tendenz gehe auf gesetzliche Erweiterungen der Pflegeleistungsansprüche zurück und werde in den nächsten Jahren fortwirken.
Der Pflegenotstand drohe zur Pflegekatastrophe zu werden, wenn nicht mit gesundheitspolitischer Entschlossenheit gegengesteuert werde, mahnte Till. Der Beruf müsse in den nächsten Jahren aus dem System heraus gestärkt werden, sonst stehe neben der Qualität und Bezahlbarkeit der Pflege auch die Gesundheit des Pflegepersonals auf dem Spiel.
Ausbau von Pflegeschul-Kapazitäten nötig
Der hessische Landesvorsitzende des Bundesverbands privater Anbieter sozialer Dienste, Ralf Geisel, sagte zu den Ergebnissen des Pflegereports:
"Die Zahlen belegen, dass wir einen massiven Zuwachs an Assistenzkräften und einen deutlichen Ausbau der Pflegeschul-Kapazitäten brauchen. Das kann kurzfristig erreicht werden, indem die Klassen leicht vergrößert werden."
Die bundesweiten Ergebnisse des aktuellen Pflegereports hatte die Barmer bereits Anfang Dezember 2021 vorgestellt. Demnach fehlen bis Ende 2030 mehr als 180.000 Pflegende in der Langzeitpflege.
Datengrundlage des Reports sind primär Barmer-Abrechnungsdaten sowie die Pflegestatistik des Statistischen Bundesamts.