Pflegefachpersonen mit erweiterten Kompetenzen verbessern die Versorgung von Menschen mit Demenz deutlich. Das zeigt eine vom Deutschen Zentrum für Neurodegenerative Erkrankungen (DZNE) koordinierte Studie mit über 400 Teilnehmenden. Der Innovationsausschuss im Gemeinsamen Bundesausschuss (G-BA) empfiehlt nun, das sogenannte Dementia Care Management in die Regelversorgung zu überführen. Die speziell geschulten Pflegefachpersonen – Dementia Care Manager – konnten Versorgungslücken effizienter schließen als die übliche Routineversorgung und steigerten die Lebensqualität der Betroffenen messbar. Das teilte das DZNE in dieser Woche mit.
Pflege übernimmt heilkundliche Aufgaben
Im Rahmen der Studie "InDePendent" wurden die Aufgaben der Dementia Care Manager erstmals um heilkundliche Tätigkeiten erweitert. Dazu zählten etwa das Verabreichen von Injektionen, die Versorgung komplexer Wunden und die Verordnung von Pflegehilfsmitteln. "Durch den erweiterten Kompetenzbereich konnten die Care Manager eine umfassendere Versorgung leisten, als es in der Routineversorgung möglich ist", sagt die Forscherin am DZNE und Erstautorin der Fachveröffentlichung zur aktuellen Studie, Anika Rädke.
Die Studie wurde in drei Bundesländern durchgeführt. Die Teilnehmenden waren im Schnitt 81 Jahre alt und lebten mit leichter bis mittelschwerer Demenz zu Hause. Nach sechs Monaten war die Zahl unerfüllter Versorgungsbedarfe in der Interventionsgruppe um rund 75 Prozent geringer als in der Kontrollgruppe.
Stärkung der Eigenverantwortung im Pflegeberuf
"Das Dementia Care Management stärkt die Eigenverantwortung im Pflegeberuf und kann Hausärztinnen und Hausärzte wirksam entlasten", erläutert Wolfgang Hoffmann vom DZNE-Standort Greifswald. Auch pflegende Angehörige profitierten: Langzeitdaten zeigen, dass das Modell den Umzug in ein Pflegeheim hinauszögern kann.
Die Studie wurde vom G-BA über den Innovationsfonds gefördert. Die Befunde sind im internationalen Fachjournal "Alzheimer’s & Dementia" veröffentlicht.
Pflegeprofis mit erweiterten Kompetenzen
Das Versorgungskonzept wurde vom DZNE entwickelt und in mehreren Pilotprojekten bereits erfolgreich erprobt. Im Rahmen der aktuellen Studie wurde das bisherige Curriculum für Dementia Care Manager um zusätzliche Qualifizierungsmodule erweitert. Die Aufgaben und Befugnisse dieser speziell geschulten Pflegefachpersonen umfassten damit auch erstmalig "heilkundliche Tätigkeiten", die sonst ausschließlich Ärztinnen und Ärzten vorbehalten sind. Die Qualifizierungsmaßnahme beinhaltete zudem eine staatliche Abschlussprüfung. Zu den erweiterten Aufgaben gehörten unter anderem das Verabreichen von Spritzen, die Verordnung von Pflegehilfsmitteln sowie die Versorgung komplexer Wunden. Diese Maßnahmen erfolgten eigenständig, in Abstimmung mit den behandelnden Ärztinnen und Ärzten.
 
						
					 
							
					 
		
	 
		
	 
		
	 
		
	 
		
	