Vom Medikamenten-Scanner bis zur Wunddoku-App: Diese digitalen Helfer bringen Pflegenden Wissen und Sicherheit direkt aufs Handy.
Pflegende jonglieren täglich mit einer Fülle an Informationen, müssen Krankheitsbilder und Medikamente kennen, Pflegehandgriffe möglichst aus dem Effeff beherrschen. Doch nicht immer ist das Wissen sofort parat – und Zeit zum Blättern im Fachbuch fehlt. Umso wertvoller sind Apps, die kompaktes Wissen direkt aufs Handy bringen. Schnell, verlässlich – und vor allem: immer dabei.
Dass digitale Helfer längst ihren Platz im Pflegealltag gefunden haben, zeigen Studien: In einer Befragung von mehr als 1.200 Pflegenden in Spanien gab knapp die Hälfte an, beruflich Gesundheits-Apps zu nutzen – vor allem zum Nachschlagen von Medikamenten oder Krankheitsbildern (Mayer et al., JMIR mHealth and uHealth, 2019). Auch in Deutschland ist der Trend sichtbar: Laut dem Report "Pflege und digitale Technik" des Zentrums für Qualität in der Pflege bewerten viele Pflegende mobile Nachschlagewerke oder Smartphone-Tools zur Wunddokumentation als hilfreich.
Doch welche Apps eignen sich wofür? Ein Überblick über mobile Anwendungen, die Pflegenden den Alltag erleichtern:
Medikamente und Diagnosen im Blick
Arznei aktuell
Infos zu einem Medikament gesucht? Mit dieser App finden Pflegende Dosierungen, Neben- und Wechselwirkungen – und das oft in Sekundenschnelle. Barcode des Medikaments scannen – und schon landen die Informationen auf dem Handy. Favoritenfunktion und News-Dashboard inklusive.
Pschyrembel-App
Von A wie Anämie bis Z wie Zyanose – das digitale Standardlexikon der Medizin: ideal, um Fachbegriffe schnell unterwegs abzuklären (Hinweis: Basisversion kostenlos, Vollversion kostenpflichtig).
ICD-10 Diagnosekatalog
Die internationale Klassifikation von Krankheiten (ICD-10) ist auch als App verfügbar. Sie erleichtert das Nachschlagen von Codes und Diagnosen – praktisch für die Dokumentation oder bei Rückfragen.
Tools für die Praxis
DBfK-App
News, Fachthemen, Service und Netzwerk – alles an einem Ort, besonders interessant für Mitglieder des Deutschen Berufsverbands für Pflegeberufe (DBfK), die sich auch über die App vernetzen können.
Wunddokumentation: DRACO WundDoku oder WoundDesk
Beide Apps unterstützen bei der Einschätzung und Dokumentation chronischer Wunden – mit Fotos, Messwerten und Verlaufsanalysen.
DemenzGuide
Diese App wurde zwar primär für Angehörige konzipiert, eignet sich aber auch für Pflegende. Sie vermittelt Wissen und praxisnahe Verhaltenstipps zum Umgang mit Menschen mit Demenz.
Lindera
Stürze gehören zu den größten Risiken älterer Patientinnen, Patienten und Heimbewohnenden. Die Lindera-App nutzt eine KI-gestützte Videoanalyse, um Mobilitätsmuster zu erkennen und passende Maßnahmen zur Sturzprophylaxe abzuleiten. Sie ist als digitale Gesundheitsanwendung (DiGA) gelistet und richtet sich an geschultes Pflegefachpersonal sowie Ärztinnen und Ärzte.
Lernen und Kommunikation
Pflege-Examenstrainer 3.0
Die App enthält Prüfungsfragen aus den Pflegeberufen – mit Antwortstoffen und authentischen Prüfungsbögen, um den Ernstfall zu simulieren. Sie ist werbefrei und funktioniert offline. In der kostenlosen Version lassen sich Teile des Fragenkatalogs testen; zur Freischaltung aller Inhalte sind aber In-App-Käufe nötig.
SuperNurse
Spielerisch Wissen auffrischen: Die App umfasst mehr als 3.500 Fragen zu pflegerischen Themengebieten – vom Wundmanagement bis zur Hygiene. Wer mag, kann ein Zertifikat als Fortbildungsnachweis erlangen. Ein motivierender Weg auch für erfahrene Pflegefachpersonen, das eigene Fachwissen abzufragen – und zu trainieren.
Look to Speak
Wenn Patientinnen und Patienten aufgrund einer Erkrankung nicht sprechen können, ermöglicht diese App Kommunikation über Augenbewegungen. Mit der Frontkamera lassen sich vorgefertigte Phrasen auswählen und per Sprachausgabe wiedergeben. Besonders hilfreich in der neurologischen Pflege.
Apps im Dienst – was ist erlaubt?
Grundsätzlich gilt: Digitale Helfer dürfen in der Pflege genutzt werden, wenn sie datenschutzkonform sind und die Einrichtung ihr Einverständnis gibt. Viele Häuser stellen inzwischen eigene Dienst-Smartphones oder Tablets bereit, auf denen geprüfte Anwendungen laufen.
Auf privaten Geräten beachten: keine Patientendaten eingeben, nur neutrale Nachschlage-Apps verwenden (wie etwa die genannten Apps "Arznei aktuell" oder "ICD-10"). Im Zweifel lohnt es sich, im Team oder bei der Leitung nachzufragen, welche Apps offiziell freigegeben sind. So bleibt die Nutzung sicher – für Pflegende wie für Patientinnen und Patienten.