• Pflegeimpuls
Kommunikation

Pflege auf Instagram: So gelingt der Start

Immer mehr Pflegekräfte nutzen Instagram, um Einblicke in ihren Berufsalltag zu geben. Tipps für den erfolgreichen Einstieg, mehr Sichtbarkeit und digitale Reichweite.

Social Media kann Pflege sichtbar machen – wenn man weiß, wie. Der Einstieg auf Instagram gelingt leichter als gedacht: mit klarer Strategie, Mut und einer guten Portion Durchhaltevermögen.

Über den eigenen Pflegealltag sprechen, auf Missstände aufmerksam machen, aber auch die glücklichen Momente bei der Arbeit auf Station oder bei ambulanten Pflegeeinsätzen teilen – es gibt viele Gründe, als Pflegefachperson einen Instagramkanal starten zu wollen.

Doch wie anfangen? Die ersten technischen Schritte sind noch unkompliziert: Account anlegen, Profilfoto hochladen, Beschreibung ausfüllen – fertig. Instagram setzt gezielt auf Anwenderfreundlichkeit: Mehr als 2,3 Milliarden Menschen weltweit nutzen die Plattform regelmäßig, in Deutschland sind es rund 34 Millionen.

Mutprobe Sichtbarkeit

Schwieriger wird es bei strategischen Fragen. Und der Frage nach der eigenen Chuzpe. Sich regelmäßig im Netz zeigen? Womöglich nicht nur mit Fotos, sondern auch per Video – in so genannten Reels? Das kostet Überwindung. Auch Social-Media-Expertin und Business Coach Olivia Grimaud erinnert sich noch gut an ihr erstes "Live". So heißen Instagramvideos, die in Echtzeit gesendet werden. Die zeitgleich einlaufenden unangenehmen Kommentare hätten sie sehr verunsichert, verrät sie ("Weil du kannst", Rowohlt 2024). Ihr wurde aber auch klar: Ja, es würde über sie geredet werden, sie würde beurteilt werden. "Genau darum geht es ja auch! Gesehen zu werden, als relevant erachtet zu werden."

Heute rät Grimaud, die als Head of Social Media digitale Auftritte mehrerer Unternehmen verantwortet hat, ihren Klient:innen: Macht Euch klar, dass Ihr etwas zu sagen habt. Und nehmt Euch ruhig vor, andere in Erstaunen zu versetzen. Ihr selbst habe dieser Angang geholfen. Zumindest sei die Angst, sich zu zeigen, mit jedem Reel weniger geworden.

Was will ich eigentlich?

Am Anfang steht die Zielklärung: Will ich Wissen teilen und mich als Pflegeexpert:in positionieren? Oder möchte ich Nähe schaffen, Kolleg:innen inspirieren, den Pflegealltag realistisch zeigen? Grimaud empfiehlt ein 70:30-Prinzip: 70 Prozent Fachwissen, 30 Prozent persönliche Einblicke. "Autorität und Nähe ergeben zusammen digitales Charisma", sagt die Instagram-Kennerin. So entstehe eine Mischung aus Kompetenz und Menschlichkeit. Perfekt, um Vertrauen aufzubauen – und Reichweite.

Followerzahlen sind nicht alles

Follower:innen gelten als wichtigste Währung auf Instagram. Einige beruflich Pflegende haben sich bereits eine große Community aufgebaut. Vanessa Schulte folgen über 40.000 Interessierte, Anästhesieschwester Franzi bereits rund 290.000. Die Notaufnahmeschwester Kim Schiele bringt es mit ihren Pflege- plus Lifestylestorys sogar auf rund eine Million Follower:innen.

Doch auch kleine Accounts können Gewicht haben, betont Grimaud. Entscheidend sei schließlich auch, wer einem folge. Ihr pragmatischer Tipp: Tante Renate oder Nachbar Helge vom beruflichen Instakanal ausschließen. Wer die eigene Followerliste regelmäßig prüfe und private Kontakte von der beruflichen Kommunikation trenne, helfe dem Algorithmus, die gewünschte Zielgruppe besser zu erkennen und Inhalte präziser auszuspielen.

Den Algorithmus verstehen – statt ihm ausgeliefert sein

Der Algorithmus ist der unsichtbare Motor von Instagram. Er entscheidet, welche Inhalte Nutzer:innen zu sehen bekommen. Seine Logik ändert sich regelmäßig, doch einige Konstanten bleiben. Es gilt:

  • Regelmäßigkeit: Wer konsequent postet, wird häufiger ausgespielt.
  • Interaktion: Likes, Kommentare und gespeicherte Beiträge signalisieren Relevanz. "Bitte nun aber nicht jemandem folgen, um zu hoffen, dass er zurückfolgt", warnt Grimaud. Follow-für-follow nennt sich diese Methode – und ist unter Social-Media-Profis mittlerweile verpönt. Besser: Ein Like hinterlassen bei Menschen, die beispielsweise anderen Pflegefachleuten folgen. "Das ist wie das Hinterlegen einer Visitenkarte", so Grimaud. Effektiv und charmant.
  • Verweildauer: Je länger Nutzer:innen bei einem Post bleiben, desto besser wird er bewertet. Innerhalb von 1,7 Sekunden entscheidet sich, ob jemand bleibt – oder weiter scrollt. Es gilt also, interessante Inhalte zu schaffen: eine klare Ansprache wählen, einen starken Einstieg, prägnante Überschriften und aussagekräftige Bilder.

Grimaud rät, lieber kontinuierlich zu posten als hochmotiviert zu starten und dann nachzulassen. Viele gingen mit einem hohen Enthusiasmus an ihr neues Instagramprojekt, seien aber schon nach ein paar Wochen ausgebrannt. "Eine Social-Media-Präsenz ist ein Marathon, kein Sprint", so die Expertin. In der Regel brauche es mindestens sechs Monate, um eine Community aufzubauen. Ihr Special-Tipp: Zeitfenster blocken mit festen Terminen für Content-Erstellung und für Antworten an die Community.

Besser authentisch als perfekt

Neben Kontinuität zählt Glaubwürdigkeit. Authentizität schlägt Perfektion – das betont auch Pflege-Influencerin Vanessa Schulte. Olivia Grimaud bestätigt: "In einer Welt, die vor lauter Stimmen nur so brummt, ist Authentizität der Schlüssel." Menschen sehnten sich nach realen Geschichten, dem "Echten und Wahren", sagt sie. Und ohnehin gilt: Better done than perfect. Nicht lange zaudern, machen.

Trends aufspüren – ohne sich zu verbiegen

Es lohnt sich, Formate zu beobachten, die offensichtlich aktuell viral gehen – etwa bestimmte Reels mit Untertiteln oder Posts mit klarer Botschaft. "A Day in the Life" ist so ein gut laufendes Format; auch Posts, die mit einem Effekt aus "Vorher-Nachher" oder "Erwartung vs. Wirklichkeit" spielen, erregen Aufmerksamkeit. Gerade in der Pflegecommunity können Mini-Tutorials oder Quick Hacks gut "performen", wie es unter Social-Media-Profis heißt. Wer Trends intelligent adaptiert, signalisiert Aktualität, ohne sich zu verstellen. Wichtig ist aber stets, die eigene Haltung spürbar zu machen.

Digitale Sichtbarkeit zu schaffen ist ein Prozess. Aber er könnte sich auszahlen: Je mehr Pflegende ihre Perspektive zeigen, ihre Geschichten schildern – desto präsenter wird das Berufsbild – online wie offline.

Kostenloser Newsletter

  • 2x Wöchentlich News erhalten
  • garantiert kostenlos, informativ und kompakt
* Ich stimme den Bedingungen für den Newsletterversand zu. 

Bedingungen für Newsletterversand:

Durch Angabe meiner E-Mail-Adresse und Anklicken des Buttons „Anmelden“ erkläre ich mich damit einverstanden, dass der Bibliomed-Verlag mir regelmäßig pflegerelevante News aus Politik, Wissenschaft und Praxis zusendet. Dieser Newsletter kann werbliche Informationen beinhalten. Die E-Mail-Adressen werden nicht an Dritte weitergegeben. Meine Einwilligung kann ich jederzeit per Mail an info@bibliomed.de gegenüber dem Bibliomed-Verlag widerrufen.