Wer Pflegende langfristig an das eigene Krankenhaus binden will, muss v. a. für strukturelle Beteiligung und eine fördernde Unternehmenskultur sorgen. Auch pflegerische Exzellenz und Dienstplanstabilität durch strukturierte und verlässliche Prozesse sind Schlüsselkomponenten für eine erfolgreiche Mitarbeiterbindung. So fasste Moderatorin und Vorständin für Krankenpflege, Patientenservice und Personalangelegenheiten am Universitätsklinikum Schleswig-Holstein, Corinna Jendges, die von den Referentinnen und Referenten der Session "Gekommen, um zu bleiben, wir gehen hier nicht mehr weg" am Freitag auf dem DRG-Forum in Berlin genannten wichtigsten Zutaten für eine gelungene und nachhaltige Mitarbeiterbindung zusammen.
Mitarbeiterbindung kein Selbstläufer
Dass die Verbundenheit der Pflegenden mit dem Krankenhaus durchaus kein Selbstläufer ist, betonte die Pflegedirektorin des Klinikums Oldenburg, Sabine Brase. Wichtig sei einerseits, die Kreativität und Innovationsfähigkeit der Pflegenden zu erhalten. Andererseits müssten Führungspersonen eine Vorbildrolle einnehmen und authentisch vorleben, was sie von ihren Mitarbeitenden erwarteten – etwa über lernfördernde Meetings innerhalb der Pflegedirektion, in denen auch "positive Leadership" trainiert werde.
"Nicht über Reglementierung und Druck sind Pflegende zu begeistern, sondern über Selbstverantwortung."
"Advanced Practice Nursing" sei dafür zum Beispiel ein geeignetes Konzept.
Magnetkonzept zur Stärkung der Pflege
Mehr Autonomie für Pflegende und Selbstbewusstsein ist auch für den Pflegedirektor des Universitätsklinikums Ulm, Robert Jeske, entscheidend. Er verfolgt deshalb den Ansatz des Magnetmodells. Das aus den USA stammende Konzept zeichne sich nachweislich dadurch aus, seinen Beschäftigten gute Arbeitsbedingungen zu bieten und auf dieser Grundlage überdurchschnittlich gute Behandlungsergebnisse zu erzielen. Dazu gehöre, pflegerische Expertise auszubauen und über akademisch qualifizierte Pflegende sowie eine evidenzbasierte Pflegepraxis die Professionalisierung der Pflege voranzubringen. Aufgabe des Managements sei dabei u. a., Ziele klar zu kommunizieren, für Flexibilität zu sorgen und die Eigenverantwortung der Pflegenden zu stärken. Allerdings betonte Jeske auch:
"Für eine gelungene Praxisentwicklung brauchen wir die gesamte Bandbreite an Pflegenden – von einjährig qualifizierten bis akademisch ausgebildeten."
Eine Wertekampagne und gemeinsam entwickelte "Pflegezielsterne" förderten ein konstruktives Miteinander.
Regelmäßiger Austausch und Feedback wichtig
Pflegepersonal durch Stabilität etwa in der Dienstplanung zu entlasten, hat sich die Charité Berlin auf die Fahne geschrieben. Besetzungsregelungen seien angepasst und ein Belastungsausgleich mit einem Punktesystem eingeführt worden, verdeutlichte die Charité-Vorständin für Personal und Pflege, Carla Eysel. Belastungspunkte erhielten Pflegende z. B., sobald Besetzungsregelungen unterschritten oder zu viel Pflegepersonal von Leasingfirmen im Einsatz sei. Pflegenden stünden dann etwa Freizeitausgleich, Kinderbetreuungszuschüsse und Sabbaticals zu.
"Jemand, der will und viel kann, aber nicht darf, ist irgendwann verloren für das Unternehmen."
So beschrieb die Leiterin des Zentralbereichs Personal im Medical Park, Julia Schäfer, das Arbeitsverhältnis aus Arbeitnehmersicht. Essenziell seien deshalb regelmäßiger Austausch und Feedback – auch über kollegiale Beratungen. Diese müssten aber, ebenso wie niedrigschwellige Coachings oder Mentorings, zunächst entsprechend von allen Beteiligten trainiert werden.
Save the Date für das nächste DRG-Forum am 30. und 31. März 2023!
Mindestens genauso wichtig sei eine Analyse, in welchen Bereichen einer Klinik Pflege bisher nicht an Entscheidungen beteiligt sei, um dort entsprechend nachzubessern.
Mehr Hintergründe, Meinungen und Zusammenfassungen zum Pflegetag auf dem DRG-Forum und zur aktuellen Gesundheitspolitik, z. B. zu Krankenhausbudgets, zur Fallpauschalenkalkulation und dem aktuellen Stand zur PPR 2.0, fasst die f&w-Sonderausgabe zusammen, die Mitte April erscheint.