Im vergangenen Jahr ist der Krankenstand von Beschäftigten in Alten- und Pflegeheimen sowie in der ambulanten Pflege in weiten Teilen Nordrhein-Westfalens (NRW) auf einen Rekordwert gestiegen. Mit 7,72 % hätten die Ausfallzeiten "eine neue Dimension" erreicht, teilte die AOK Rheinland/Hamburg am Mittwoch mit. Das sei der höchste Krankenstand im Branchenvergleich. Seit 2017 nehme dieser zu. Zuletzt sei er von 7,68 % im Jahr 2020 auf 7,72 % im vergangenen Jahr gestiegen. 2021 seien somit an jedem Tag durchschnittlich 7,72 % der Beschäftigten krankgeschrieben gewesen.
10 Jahre zuvor habe dieser Wert bei 6,86 gelegen. In der Informations- und Kommunikationsbranche z. B. liege der Wert bei 3,03 %.
Psychischer Erkrankungen um 70 % erhöht
Auch die "stark zunehmende seelische Belastung" des Personals in der Pflege sei auffällig. So hätten sich die Fallzahlen psychischer Erkrankungen bei Beschäftigten an Rhein und Ruhr von 2006 bis 2021 um fast 70 % erhöht. 2021 hätten psychische Störungen rd. 8 % aller Arbeitsunfähigkeitsfälle in der Pflege ausgemacht. Zwischen Rhein und Ruhr seien die Beschäftigten durchschnittlich 7,9 Tage wegen psychischer Probleme ausgefallen – auf diesen Wert sei keine andere Branche gekommen.
An der Spitze der Diagnosegruppen haben nach Krankenkassen-Angaben Atemwegs- sowie Muskel-Skelett-Erkrankungen gestanden. 16 % aller diagnostizierten Arbeitsunfähigkeitsfälle seien auf Erkrankungen der Atemwege zurückzuführen, 15 % hätten mit Beschwerden wie Rückenschmerzen, Bandscheibenschäden oder Schulterläsionen zu tun.
Viele Atemwegs- und Muskel-Skelett-Erkrankungen
Eine Krankschreibung sei im vergangenen Jahr für durchschnittlich 17,2 Kalendertage ausgestellt worden (2020: 17,0 Tage, 2019: 15,1 Tage). Die Arbeitsunfähigkeitstage hätten 2021 den bisherigen Höchstwert von 28,2 Arbeitsunfähigkeitstagen je Arbeitsperson erreicht (2020: 28,0 Tage, 2019: 27,4 Tage).
Für den "Branchenbericht Pflege" hat das Institut für Betriebliche Gesundheitsförderung die Arbeitsunfähigkeitsdaten von 85.000 bei der AOK Rheinland/Hamburg versicherten Arbeitnehmenden aus der stationären und ambulanten Pflege analysiert. Der überwiegende Teil von ihnen arbeitet in NRW.