Die Pflegekammer Nordrhein-Westfalen (NRW) und die Deutsche Gesellschaft für Kinder- und Jugendmedizin (DGKJ) appellieren in einer gemeinsamen Verlautbarung an die Kinderkliniken, sich frühzeitig auf die bevorstehenden Krankheitswellen vorzubereiten.
In einer Pressemitteilung der Pflegekammer von Donnerstag heißt es, besonders die Herbst- und Wintermonate mit ihren Infektionswellen verschärften die angespannte Personalsituation erheblich. Dies betreffe insbesondere die Neonatologie und die Pädiatrie.
Enge Absprachen mit Pflegefachpersonen nötig
Aufgrund des Personalnotstands in der Pflege drohe eine dauerhafte Überlastung der Kinderklinken in NRW. Nötig seien daher unter anderem engere Absprachen zwischen Ärztinnen und Ärzten sowie Pflegefachpersonen – etwa dazu, wann das Limit von Neuaufnahmen erreicht sei. Das Mitglied der Arbeitsgemeinschaft Kinderkrankenpflege der Pflegekammer NRW, Petra Coenen, sagte:
"Niemand möchte Eltern mit ihren Kindern wieder nach Hause schicken. Aber wenn eine Station voll ist, dann ist sie voll. Eine gute pflegerische Versorgung muss gewährleistet sein und daher fordern wir gemeinsame Entscheidungen zwischen Pflegefachpersonen und Ärzt*innen. Denn eine Neuaufnahme ist keine rein medizinische Entscheidung, sondern auch eine pflegerische."
Digitale Personalmanagementkonzepte könnten hilfreich sein, "Belegungs- und Auslastungskapazitäten transparent darzustellen und den Entscheidungsprozess zu unterstützen". Auch visuelle Hilfsmittel und Case-Management-Strukturen erleichterten die Prozesse. Sinnvoll sei zudem, in Zeiten hoher Infektionslagen die untere Grenzverweildauer anzupassen, ohne dass die Kliniken finanzielle Nachteile erleiden müssten.
Ausbau der ambulanten Versorgung erforderlich
Darüber hinaus fordern Pflegekammer NRW und DGKJ den Ausbau der ambulanten Versorgung von Kindern und Jugendlichen. Praxen seien oftmals so überlastet, dass junge Patientinnen und Patienten ohne medizinische Notwendigkeit in eine Kinderklinik überwiesen würden.
Die Präsidentin der Pflegekammer NRW, Sandra Postel, fordert zum einen eine verstärkte Zusammenarbeit zwischen ambulanten Einrichtungen, Kinderärzten und -ärztinnen sowie Versorgungszentren. Zum anderen sagte sie:
"Und wir benötigen klare gesetzliche Regelungen, was vorbehaltene pflegerische Tätigkeiten sind und gleichzeitig eine Erweiterung der pflegerischen Kompetenzen."
So ließe sich die Versorgung von Kindern und Jugendlichen außerhalb von Krankenhäusern unterstützen, sei eine verstärkte Einbindung der Familien und eine kontinuierliche Versorgung vor oder nach einem Klinikaufenthalt möglich.