Die Präsidentin der Pflegekammer Niedersachsen, Nadya Klarmann, hat vor steigendem Druck auf beruflich Pflegende und damit verbundenen Berufsausstiegen gewarnt. Die schlechte Versorgung mit persönlicher Schutzausrüstung, die psychischen Folgen der Pandemie, die ungerechte Verteilung von Corona-Zulagen und die mangelhafte Kinderbetreuung würden bei den Pflegenden sichtbare Spuren hinterlassen.
Pflegende hätten während der heißen Phase der Corona-Pandemie ambulant und stationär "fast Übermenschliches" geleistet, sagte Klarmann in Hannover. Es seien Überstunden gemacht, Bereitschaftsdienste für alle Fälle eingerichtet und die Betreuung der Kinder organisiert worden. Sogar aus dem Beruf ausgestiegene Pflegefachpersonen hätten sich zu Tausenden gemeldet, um im Bedarfsfall die pflegerische Versorgung der Bevölkerung sicherzustellen.
Die Hoffnung vieler Kolleginnen und Kollegen auf eine deutliche Aufwertung der Pflege habe sich indes nicht bewährt. "Mehr als Lavendel und Applaus hat´s bisher leider nicht gegeben", so Klarmann. Pflegende seien wieder angekommen in ihrem Pflegealltag mit 12-Tage-Schichten, ausgedünnten Dienstplänen und bescheidener Bezahlung. Rückmeldungen an die Pflegekammer zeigten, dass viele Pflegefachpersonen sich überlastet fühlen und konkret planen, aus dem Beruf auszusteigen. "Wenn jetzt nicht ganz schnell etwas passiert, werden in den nächsten Monaten und Jahren viele Kolleginnen und Kollegen den Beruf hinschmeißen", so Klarmann weiter.