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Internationale Pflegefachpersonen in Deutschland

"Im Sudan habe ich Aufgaben wahrgenommen, die hier als spezifisch für Ärzte gelten"

Ebtihag Jaafer arbeitet in der Gastro-Onkologie des Städtischen Klinikums Solingen.

Ebtihag Jaafer hat im Sudan ihren Bachelor in Krankenpflege absolviert. Seit drei Jahren lebt sie in Deutschland und arbeitet in der Gastro-Onkologie des Städtischen Klinikums Solingen. Wir haben die 36-Jährige gefragt, warum ihre Wahl auf Deutschland viel und wie sich die Pflege in den beiden Ländern voneinander unterscheidet. 

Seit wann leben Sie in Deutschland?

Seit 18. März 2021.

Von wann bis wann und wo haben Sie Ihre Pflegeausbildung und/oder -studium absolviert? 

Mein Pflegestudium habe ich von 2005 bis 2010 an der National Ribat University, der größten Universität im Sudan, absolviert und mit dem "Bachelor in Nursing" abgeschlossen.

Wo haben Sie nach Ihrem Studium gearbeitet?

Nach meinem Studium habe ich für ein Jahr im militär-medizinschen Krankenhaus auf der gynäkologischen Station gearbeitet. Danach war ich drei Jahre in den Abteilungen Innere Medizin und Onkologie des Royal Care International Hospital schäftigt sowie fünf Jahre als Chemotherapie-Pflegefachperson im Fachzentrum Khartoum für Onkologie.

Warum sind Sie Pflegefachfrau geworden?

Pflegefachpersonen sind in jeder Phase, von der Geburt bis zum Tag eines Todes, bei Schwangerschaft, Geburt, Kindheit, Reife und Alterung, in glücklichen Momenten und in schwierigen Momenten im menschlichen Leben anwesend. Es ist schön, auch in schwierigen Momenten und während schwerer Krankheit für die Menschen da zu sein und sie manchmal auch zum Lächeln zu bringen, ihnen einfach Freude zu bereiten.

Warum haben Sie sich entschieden, Ihr Land zu verlassen?

Hauptgründe waren für mich meine berufliche und akademische Entwicklung, neue Erfahrungen zu sammeln und in einem fortschrittlichen Arbeitsumfeld zu arbeiten. Auch wollte ich die Lebenssituation für mich und meine Familie verbessern.

Warum haben Sie sich für Deutschland entschieden?

Deutschland bietet hervorragende Ausbildungs- und Weiterbildungsmöglichkeiten in der Pflege. Von diesen wollte ich profitieren, um meine Kenntnisse und Fähigkeiten zu erweitern. Auch bietet Deutschland eine hohe Lebensqualität und ein sicheres Umfeld, was es zu einem attraktiven Ort zum Leben und Arbeiten macht. Ich wollte auch die Gelegenheit nutzen, eine neue Kultur kennenzulernen und meine Sprachkenntnisse zu verbessern.

Was sind die größten Herausforderungen für Sie, in Deutschland zu leben und zu arbeiten?

Sich in einem völlig anderen Umfeld, einer anderen Gesellschaft und Kultur, zurechtfinden zu müssen und lange Zeit von der Familie getrennt zu sein. Hinzu kommen Sprachbarrieren. 

Wie unterscheidet sich der Alltag in Ihrem Heimatland von dem in Deutschland?

In meinem Land gibt es viel gesellschaftliches Leben. Nach der Arbeit treffe ich abends zum Beispiel meine Familie. Wir sitzen alle zusammen an einem Tisch zum Abendessen. Es gibt auch Feiertage, bei denen sich die Rituale des Feierns von denen in Deutschland unterscheiden. Hochzeitsfeiern beispielsweise dauern mehrere Tage und alle Familienangehörigen, Bekannten und Nachbarn nehmen teil.

Wie unterscheidet sich die Pflege in Ihrem Heimatland und Deutschland?

Im Sudan habe ich beispielsweise Aufgaben wahrgenommen, die hier in Deutschland als spezifisch für Ärzte gelten. Ansonsten gibt es meiner Meinung nach keinen großen Unterschied in der Arbeit für jemanden, der über Vorerfahrung verfügt mit Ausnahme des Sprachproblems. Einen großen Unterschied gibt es allerdings in der Entlohnung. Die schlechten Gehälter im Sudan haben viele Pflegende zur Auswanderung gezwungen. Hinzukommen fehlende Kapazitäten in einigen Krankenhäusern, was wiederum zu einem unangemessenen Arbeitsumfeld und fehlenden Möglichkeiten zur beruflichen Weiterentwicklung führt.

Wie bleiben Sie mit Angehörigen und Freunden im Kontakt?

Zwar herrscht Krieg in meinem Land und für eine Weile waren das Internet und die Kommunikation nicht möglich. Aber mittlerweile kann ich über Video- und Telefonanrufe täglich mit ihnen sprechen.

Welche Zukunftspläne haben Sie?

Ich bin dankbar für die große Chance, in Deutschland arbeiten zu dürfen. Ich hoffe, erfolgreich im Beruf zu sein, um mein Land, den Sudan, stolz auf mich zu machen. Außerdem möchte ich den Patienten das Beste von dem bieten, was ich gelernt habe. Auch will ich meine deutsche Sprache verbessern und meinen Kindern in der Zukunft ein finanziell stabiles Leben sichern.

Was machen Sie in Ihrer Freizeit am liebsten?

Deutschland ist ein wunderschönes Land. In meiner Freizeit besuche ich gerne neue Orte mit Freunden und gehe einigen meiner Lieblingshobbys nach. Am liebsten singe ich arabische Lieder und male gerne.

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