Angesichts des zunehmenden Personalmangels im Gesundheitssystem wollen die Grünen erreichen, dass Ärztinnen und Ärzte einen Teil ihrer Aufgaben an andere Gesundheitsberufe wie Pflegefachpersonen abgeben. Sie sollen damit mehr Verantwortung bekommen. Denn die bestehende Aufgabenverteilung zwischen beiden Gesundheitsberufen sei überholt und müsse reformiert werden, heißt es in einem Bundestagsantrag der Grünen-Fraktion, der dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND) vorliegt.
Unzeitgemäße Aufgabenverteilung aufbrechen
“Die unzeitgemäße Aufgabenverteilung in unserem Gesundheitswesen vermittelt die Illusion einer ärztlichen Allzuständigkeit, die andere Gesundheitsberufe in eine Assistenzrolle drängt”, schreiben die Autoren. Diese mindere die Attraktivität dieser Berufe und verschärfe somit den ohnehin bestehenden Fachkräftemangel.
“Vor dem Hintergrund des demografischen Wandels, des Fachkräftemangels und sich verändernder Ansprüche an die Gesundheitsversorgung ist diese traditionelle Aufgabenverteilung kaum aufrecht zu erhalten.” Nach Vorstellung der Grünen sei die Neuordnung in einem Allgemeinen Heilberufegesetz zu regeln.
Netzwerke aufbauen
In dem Antrag fordern die Grünen auch den Aufbau von sog. Gesundheitsregionen, in denen die traditionellen Grenzen zwischen ambulanter und stationärer Versorgung faktisch aufgehoben werden. In diesen Regionen – z. B. in Landkreisen – sollen niedergelassene Ärztinnen und Ärzte, Kliniken, Therapeutinnen und Therapeuten sowie andere Gesundheitsberufe eng kooperieren, um die medizinische Versorgung zu verbessern. Krankenkassen sollen höhere Zuweisungen aus dem Gesundheitsfonds erhalten, wenn sie für ihre Versicherten Verträge mit derartigen Netzwerken abschließen.
Als Ziel formulieren die Grünen, dass bis 2025 min. 10 % aller Versicherten – das wären rd. 7 Mio. Menschen – in entsprechenden Netzwerken versorgt werden.
Anreize für Zusammenarbeit setzen
Grünen-Gesundheitsexpertin Kirsten Kappert-Gonther sagte dem RND, in dem starr nach Sektoren getrennten Gesundheitssystem komme es viel zu häufig zu Abstimmungsproblemen zwischen den verschiedenen Leistungserbringern. Das gehe zulasten der Patientinnen und Patienten.
“Für sie ist nicht entscheidend, wer wie von wem für eine Leistung vergütet wird, sondern ob sie gut versorgt sind”, sagte die Grünen-Politikerin. “Die Bundesregierung muss endlich wirksame Anreize setzen, um einen Aufbruch für mehr Vernetzung und eine vertiefte Zusammenarbeit in der Versorgung zu ermöglichen”, forderte sie. Nicht zuletzt die Corona-Krise habe gezeigt, wie wichtig abgestimmte und verlässliche Versorgungsabläufe seien.