Schleswig-Holstein steuert auf eine Versorgungslücke in der Pflege zu – trotz wachsender Zahl an Pflegebedürftigen stagniert die Entwicklung der Ausbildungskapazitäten. Das geht aus dem Bericht "Regionalisierte Analyse pflegerischer Versorgungsstrukturen und -kapazitäten in Schleswig-Holstein 2025" hervor, der vor wenigen Tagen im Sozialausschuss vorgestellt wurde. Er entstand im Rahmen des Pakts für Gesundheits- und Pflegeberufe in Zusammenarbeit mit dem Deutschen Institut für angewandte Pflegeforschung unter Leitung von Michael Isfort.
Berufstreue Fachkräfte, aber ungleiche regionale Verteilung
Die Analyse rückt die größte Berufsgruppe im Gesundheitssystem – die Pflege – ins Zentrum. Sie liefert umfassende Daten zum Fachkräftebedarf, zur Versorgungssituation und zur Erreichbarkeit pflegerischer Angebote in den Regionen. "Pflegende sind berufstreu, sektorentreu und ortstreu", heißt es im Bericht. Die differenzierten Erreichbarkeitsanalysen sollen Kreisen und kreisfreien Städten helfen, Maßnahmen zur Fachkräftegewinnung gezielter auszurichten.
Zudem zeigt sich: Die regionalen Unterschiede in der Versorgung und in den Ausbildungskapazitäten sind erheblich. Gerade in ländlichen Gebieten droht eine kritische Unterversorgung. Der Bericht empfiehlt daher eine strategische regionale Planung, die auf belastbaren Daten beruht und Trägern sowie politisch Verantwortlichen konkrete Handlungsoptionen bietet.
Prognose: Mehr Pflegebedürftige, kaum Zuwachs beim Personal
Während bis 2040 mit einem Anstieg um rund 27.000 Pflegebedürftige gerechnet wird, verzeichnet die Beschäftigtenzahl laut Bericht nur minimale Veränderungen: Zwischen 2018 und 2024 nahm die Zahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten in der Pflege um lediglich rund 1.000 zu. Die Modellrechnungen zeigen: Die aktuellen Ausbildungskapazitäten reichen nur aus, um den Ersatzbedarf zu decken – ein Ausbau der Versorgungsstrukturen ist damit nicht gesichert.
Empfehlungen für Träger und Politik
Neben der strategischen Ausrichtung der Ausbildung nennt der Bericht die Integration ausländischer Fachkräfte als möglichen Lösungsansatz, schränkt jedoch ein: "Für die Flächenversorgung aber sind Pflegende aus Drittstaaten noch keine hinreichende Lösung der Fachkräfteproblematik." Entscheidend sei der Aufbau regional differenzierter Bildungsangebote sowie die bessere Vernetzung der Akteurinnen und Akteure im Gesundheitssystem.
Für beruflich Pflegende bietet der Bericht wichtige Hinweise zur Entwicklung ihres Berufsfelds sowie zur Planung eigener Fort- und Weiterbildungsangebote.