Der Landesverband Nordrhein-Westfalen (NRW) im Bundesverband Lehrende Gesundheits- und Sozialberufe (BLGS) fordert in einem aktuellen Positionspapier, das BibliomedPflege vorliegt, einheitliche Qualifikations- und Qualitätsstandards für die generalistische Pflegeausbildung, um die Ausbildungsqualität nachhaltig zu sichern. Grund: NRW falle hinter andere Bundesländer zurück. Während bundesweit ein Schlüssel von einer Lehrkraft (Vollzeitstelle) auf 20 Ausbildungsplätze gelte, weiche NRW mit 1:25 davon ab – zumindest bis 2029. Dies führe zu einer erheblichen Mehrbelastung für Lehrpersonal und wirke sich negativ auf Unterrichtsqualität und Praxisbegleitung aus.
Ein Vergleich zeige: Lehrende in NRW leisteten jährlich bis zu 67 Prozent mehr Stunden als Kollegen in Bundesländern mit günstigeren Verhältnissen, etwa Bremen oder Niedersachsen.
Lehrkräftequalifikation als Schlüssel zu mehr Qualität
Ein weiteres Problem: NRW erlaube bis 2025 die Anstellung von Lehrenden mit einem Bachelorabschluss, obwohl laut Pflegeberufegesetz eine Masterqualifikation Standard sein sollte. Diese Absenkung der Anforderungen werde zwar als kurzfristige Lösung gegen Lehrkräftemangel gesehen, berge jedoch langfristig Risiken wie Qualitätsverlust und Überforderung.
Bereits 2018 habe die Deutsche Gesellschaft für Pflegewissenschaft mit dem Fachqualifikationsrahmen Pflegedidaktik klare Kompetenzen definiert, die Lehrende erfüllen sollten. Eine fundierte Masterausbildung bleibe essenziell, um diese Anforderungen zu erfüllen.
Die aktuelle Situation in NRW könnte laut Positionspapier zu langfristigen Problemen führen, darunter:
- De-Professionalisierung der Lehre
- Überlastung und Berufsflucht von Lehrpersonal
- Qualitätsverlust in der Ausbildung
- Gesundheitliche Belastungen der Lehrenden
Der NRW-Landesverband des BLGS fordert daher:
- Einhaltung des bundesgesetzlichen Mindeststandards von 1:20 beim Lehrenden-Auszubildenden-Verhältnis
- Einheitliche Qualifikationsstandards auf Masterniveau für Lehrkräfte an Pflegeschulen
- Finanzielle Förderung für Schulen, die höhere Standards bereits erfüllen
- Verknüpfung von Ausbildungsplatzkapazitäten mit klaren Qualitätskriterien.
Nur mit diesen Maßnahmen seien langfristig hochwertige Ausbildungsbedingungen zu schaffen und der Pflegeberuf attraktiver zu gestalten. Politik, Bildungseinrichtungen und Verbände müssten jetzt handeln, um die Weichen für eine zukunftssichere Pflegeausbildung zu stellen.