Der Deutsche Pflegerat (DPR) hat gefordert, die Erhebung und Analyse von Daten in der Pflege "dringend" zu verbessern. Derzeit seien exakte Aussagen aufgrund fehlender Daten oft nicht möglich. Zudem würden aus Zahlen nicht selten falsche Schlüsse gezogen.
Keine Unterscheidung zwischen Pflegefachpersonen und Pflegeassistenten
Der DPR bezieht sich damit u. a. auf Zahlen der Bundesagentur für Arbeit (BA). Diese hatte in der Vorwoche gemeldet, dass die Zahl der Beschäftigten in der Pflege zwischen Oktober 2019 und Oktober 2020 um 43.300 sozialversicherungspflichtig Beschäftigte auf rd. 1,77 Mio. gestiegen sei.
DPR-Präsident Franz Wagner betonte am Dienstag:
"Statistische Zahlen müssen immer sogfältig geprüft und in einen Kontext gestellt werden."
Angebliche Erfolgsmeldungen wie jene der BA müssten vorsichtig interpretiert werden. Kenntnisse zu Details relativierten die Zahlen. Denn z. B. seien die Berufekennziffern der BA in der Pflege nicht sehr differenziert. So werde etwa nicht zwischen Pflegefachpersonen sowie Pflegeassistentinnen und Pflegeassistenten unterschieden.
Zudem sei die Unterscheidung zwischen Vollzeit und Teilzeit nur sehr grob. Teilzeit sei jegliche Arbeitszeit mit weniger als Vollzeit – das könnten 35, aber auch nur 5 Stunden sein.
Statt Beschäftigtenzuwachs wäre sogar ein Stellenminus denkbar
Der Zuwachs an "Köpfen" in der BA-Statistik von 18.500 in Krankenhäusern, kann nach Ansicht des DPR durch Verschiebungen im Bereich der Mitarbeitenden in Teilzeit verursacht worden sein. Im Saldo der Vollzeitäquivalente könne das sogar ein Stellenminus bedeuten. Eine Klärung dieser Frage könne anhand der vorliegenden Daten nicht erfolgen.
Auch die Bewertung, dass trotz Corona-Pandemie die Zahl der Beschäftigten in der Alten- sowie Gesundheits- und Krankenpflege gestiegen sei, sieht der DPR in der Realität nicht gegeben. Die Rückmeldungen, die der DPR erhalte, ergäben ein anderes Bild.
"Meldungen wie die der Bundesagentur für Arbeit führen schnell zur Entwarnung und lassen den Eindruck entstehen, dass die Situation sich verbessert. Das ist natürlich für die Regierung am Ende der Legislatur willkommen. Nur aussagekräftig ist es nicht. Die Arbeitsbedingungen müssen sich jetzt ändern. Hier ist weiterhin ein dringender Handlungsbedarf."
Laut Wagner könnten Pflegekammern einen "ausgezeichneten Beitrag" leisten, die Datenlage in der Pflege zu verbessern.