Der Deutsche Pflegerat (DPR) hat das "Equal-Care-Manifest" unterzeichnet und unterstützt damit die Forderungen an Politik und Wirtschaft, sich für eine faire Verteilung von Sorgearbeit, Einkommen und Vermögen sowie entsprechende Rahmenbedingungen einzusetzen.
In dem Manifest heißt es u. a., dass der Care-Sektor der größte Wirtschaftszweig sei. Die bezahlte Pflege- und Fürsorgearbeit werde weltweit zu zwei Dritteln von Frauen geleistet. In Deutschland sei der Frauenanteil sogar noch höher. 2019 lag er den Angaben zufolge in den medizinischen Berufen, im Rettungsdienst und in der Pflege bei 84,2 %, in der Kinderbetreuung bei 89,6 %.
"Und dies unter Arbeitsbedingungen und mit Löhnen, die nicht den zu erbringenden hohen Leistungsanforderungen entsprechen", betonte DPR-Präsident Franz Wagner am Dienstag.
Care-Berufe neu bewerten und finanziell aufwerten
"Wir alle sind in unserem Leben auf die fürsorgliche Zuwendung und Versorgung anderer angewiesen. Immer wieder profitieren wir und auch viele Unternehmen von der bezahlten wie auch unbezahlten Care-Arbeit unserer Eltern oder anderer Menschen."
Die Care-Berufe benötigten eine Neubewertung und finanzielle Aufwertung. Bestehende Gesetze und Leitlinien auf Landes- sowie Bundesebene müssten mit Blick auf die Care-Arbeit konsequenter umgesetzt werden, so Wagner weiter.
Gefordert sei eine gleichberechtigte Arbeitsteilung in Familien und Verantwortungsgemeinschaften mit alternativen Erwerbsmodellen. Unternehmen müssten Care-Verantwortung übernehmen. Professionelle Unterstützungsangebote müssten ausgebaut werden.
"Wir brauchen eine Abkehr vom Primat der informellen Pflege", so der DPR-Präsident. Care-Arbeit dürfe zudem nicht unter Ökonomisierungsdruck stehen.
Zeit für ein neues Wirtschaftsmodell
Care- und Klimakrise sowie die aktuellen Erfahrungen der Coronavirus-Pandemie müssten Anlass sein, das aktuelle Wirtschaftsmodell "gründlich zu überdenken" und nachhaltig zu verändern.
Das Manifest ist Teil einer von der der Bundeszentrale für politische Bildung unterstützten Initiative des gemeinnützigen Vereins klische*esc zur Förderung von Wahlfreiheit jenseits limitierender Rollenklischees.