Vielfältige Kompetenzen in Pflegeteams tragen wesentlich zu einer bedarfsgerechten Versorgung bei. Dies ist eines der Ergebnisse des Forschungsprogramms "360° Qualifikationsmix in der Pflege" der Robert Bosch Stiftung, wie das Deutsches Institut für angewandte Pflegeforschung e. V. (DIP) in einer Pressemitteilung am Montag bekannt gab. Das DIP hat das Programm wissenschaftlich intensiv begleitet und die Ergebnisse nun in einem Abschlussbericht zusammengefasst.
Im Rahmen des Programms haben nach Angaben der Stiftung beruflich ausgebildete Pflegende mit Assistenten und akademisch qualifizierten Pflegefachleuten in Teams zusammengearbeitet. Seit 2019 waren acht Einrichtungen mit rund 50 Versorgungseinheiten, 160 Projektbeteiligten und tausende von Patientinnen und Patienten sowie Pflegebedürftige in verschiedenen Krankenhäusern, einem Universitätsklinikum, einer psychiatrischen Einrichtung, zwei Pflegeheimen und einem ambulanten Pflegedienst beteiligt.
Akademische Qualifikationsprofile
Laut Abschlussbericht sind zwei neue, akademische Qualifikationsprofile entwickelt und in der Pflegepraxis erprobt worden:
- Pflegefachleitungen mit Bachelorabschluss sollen auf Stationen und in Wohnbereichen für Qualitätsverbesserungen und Innovationen in der Praxis sorgen.
- Pflegeexperten mit Masterabschluss können in spezifischen und besonders komplexen und kritischen Pflegesituationen hinzugezogen werden und Versorgungsabläufe übernehmen.
Diese akademisch qualifizierten Pflegenden "tragen zu einer stärker wissenschaftsfundierten und evidenzbasierten pflegerischen Versorgung und zur Qualitätssicherung in den Pflegeteams bei, planen und steuern komplexe Pflegeprozesse, beraten Patienten, ihre Angehörigen und andere Pflegende, setzen Forschungs- und Entwicklungsprojekte um und fördern so Innovationen in den Einrichtungen", heißt es in der Pressemitteilung weiter.
Die neuen Berufsprofile würden zudem attraktive Karrieremöglichkeiten mit besserer Vergütung bieten und somit zur Aufwertung der Pflege beitragen.
Der Leiter des DIP, Frank Weidner, betonte:
"Die Ergebnisse zeigen eindrucksvoll, dass die erweiterte pflegerische Versorgungspraxis mittels eines klugen Qualifikationsmix machbar und effektiv ist, erfolgreich und nachhaltig implementiert werden kann und positive Wirkungen für Patienten und Pflegebedürftige, aber auch für die Pflege und die Organisationen selbst hat. Nun ist die Politik gefordert, die Rahmenbedingungen und Finanzierungsmöglichkeiten für die Gewinnung, Qualifikation und den Einsatz akademisch ausgebildeter Pflegefachpersonen in der Praxis gesetzlich auf den Weg zu bringen."
150.000 akademisch qualifizierte Pflegende benötigt
Nach Berechnungen des DIP werden für eine deutschlandweite Umsetzung des erweiterten Qualifikationsmixes u. a. in Krankenhäusern und Pflegeeinrichtungen mind. 150.000 studierte Pflegende benötigt. Würden in Deutschland die Voraussetzungen dafür geschaffen, dass ab 2027 jährlich knapp 10.000 Menschen ein berufsbefähigendes Pflegestudium in Deutschland aufnehmen und davon etwa ein Drittel ein spezialisiertes Masterstudium anschließen könnten, würden bis 2045 die benötigten rund 150.000 akademisch qualifizierten Pflegefachpersonen zur Verfügung stehen.