Die Personalsituation in Pflegeeinrichtungen wird für Geschäftsführungen immer prekärer, wie aktuelle Umfrageergebnisse der Baden-Württembergischen Krankenhausgesellschaft (BWKG) zeigen. Mittlerweile sei es für 93,6 % der Geschäftsführungen von Pflegeeinrichtungen schwierig oder eher schwierig, offene Stellen für Pflegefachkräfte zu besetzen. 71,2 % berichteten von Schwierigkeiten bei der Suche nach Pflegehilfskräften und 74,6 % bei der Besetzung von Ausbildungsplätzen in der Pflege. Diese Zahlen bewegten sich auch im langjährigen Vergleich auf einem sehr hohen Niveau, gab die BWKG anlässlich der Veröffentlichung der Zahlen am Mittwoch zu Bedenken.
Die BWKG befragt Geschäftsführende ihrer Mitgliedseinrichtungen zweimal jährlich zu ihrer Einschätzung der wirtschaftlichen Lage und zur Gewinnung von Fachkräften.
Einziger Ausweg der Pflegeeinrichtungen: Pflegeangebot reduzieren
Aktuell sei das erforderliche Pflegepersonal auf dem Arbeitsmarkt kaum noch zu finden. Daher bleibe den Pflegeeinrichtungen häufig nichts anderes übrig, als ihr Angebot zu reduzieren. Das sei in einer Situation, in der aufgrund des demografischen Wandels mehr Pflegeplätze benötigt würden, "äußerst bedenklich".
Zudem rechneten 54,8 % der Pflegeeinrichtungen aufgrund der Unterfinanzierung damit, dass sie das Jahr 2023 mit roten Zahlen abschließen werden. Für 2024 prognostizierten 44,3 % rote Zahlen.
Fünf-Punkte-Plan zur Besserung der Situation in der Pflege
BWKG-Vorstandsvorsitzender Heiner Scheffold sagte:
"Den Pflegeeinrichtungen fehlt Personal und Geld und als Folge fehlen fast sieben Prozent der Plätze für die Versorgung der Pflegebedürftigen."
Neben einem verlässlichen und fairen finanziellen Rahmen für Pflegeeinrichtungen sei alles dafür zu tun, dass es das dringend benötigte Personal auch tatsächlich gibt. Hierfür sind nach Einschätzung der BWKG diese fünf Punkte "dringend" umzusetzen:
- Der "längst überfällige" Bürokratieabbau sei endlich anzugehen.
- Die Ausbildung für qualifizierte Hilfskräfte sei zu stärken. Dazu sei zügig zu klären, ob die Ausbildungshoheit für die einjährig qualifizierten Helferinnen und Helfer künftig beim Bund oder bei den Ländern liegt. Zudem sei ein Umlageverfahren zur Refinanzierung der Ausbildungskosten vonnöten.
- Die Ausbildung von Pflegekräften werde durch einen Mangel an Lehrkräften behindert. Deshalb seien Quereinstiege zu fördern, Ausnahmemöglichkeiten zu gewähren und die Zahl der Studienplätze zu erhöhen.
- Die Gewinnung ausländischer Fachkräfte sei zu erleichtern. Die Anerkennungsverfahren seien zu straffen, zu digitalisieren und zu automatisieren.
- Der Einsatz von Leiharbeitskräften in der Pflege sei "stark" einzuschränken, insbesondere indem ihre Entlohnung zu begrenzen sei.
Auch der in dieser Woche veröffentlichte Pflegeheim Rating Report sieht das Pflegepersonal immer knapper und die Insolvenzgefahr für das laufende Jahr größer werden.