Der Deutsche Berufsverband für Pflegeberufe (DBfK) Nordost hat den Vorstoß der Regierung in Mecklenburg-Vorpommern scharf kritisiert, wonach Pflegeauszubildende und -studierende die Corona-bedingten Personalausfälle in der Pflege auffangen sollen. Lernende dürften nicht "missbraucht" werden, um eine "fehlgeleitete Politik" kurzfristig zu stabilisieren. Das sei eine "gefährliche Entscheidung", äußerte der Berufsverband am Mittwoch.
Eingriff in das Pflegeberufegesetz
Das Bundesland im Nordosten hat derzeit mit bis zu 30 % Personalausfällen in Kliniken und Pflegeeinrichtungen aufgrund von COVID-19 zu kämpfen. Auszubildende und Studierende ab dem zweiten Lehrjahr sollen deshalb unterstützen.
Das verändere die Ausbildungsstruktur maßgeblich. Für DBfK-Nordost-Vorstandsmitglied Katja Boguth ist klar:
"Der Zugriff auf Pflegeauszubildende und -studierende in Krisensituationen ist eine erneute Verzweiflungstat und weder mit der Verpflichtung der Patientensicherheit, noch mit dem Pflegeberufegesetz und den entsprechenden Verordnungen vereinbar."
Vielmehr führten Eingriffe in die Lehre die Vorgaben im Pflegeberufegesetz ad absurdum, ergänzte Vorstandskollegin Rosalie Heimke. Ausbildungsqualität werde hintangestellt, Überforderung und übermäßige Belastungen der Schutzbefohlenen würden billigend in Kauf genommen.
Pflegekammer "dringend notwendig"
Dabei gebe es gute Beispiele, wie derlei Herausforderungen angegangen werden könnten, mahnte der DBfK Nordost und verwies exemplarisch auf den freiwilligen Pflegepool der Pflegekammer in Rheinland-Pfalz, der als zentrale Meldestelle helfe, die pflegerische Versorgung in Krisen abzusichern.
In Mecklenburg-Vorpommern existierten derzeit jedoch "leider keine Absichten", eine solche Pflegekammer einzurichten, obwohl diese "dringend notwendig" sei, damit die politisch Verantwortlichen für die Pflege-(Hoch)schulen ihre Schutzbefohlenen nicht zur Krisenbewältigung einsetzten – weder in der Corona-Pandemie noch zu einem späteren Zeitpunkt.