Wegen Verdachts der illegalen Beschäftigung in der häuslichen Pflege haben Einsatzkräfte von Bundespolizei und Zoll am Mittwoch bundesweite Durchsuchungen vorgenommen. Das betraf insgesamt 130 Wohn- und Geschäftsräume sowie Steuerbüros in 13 Bundesländern, wie die Bundespolizei in Potsdam mitteilte. Gleichzeitig wurden in Polen die Privaträume der 3 Hauptbeschuldigten und deren Firmen durchsucht. In Deutschland richten sich die Ermittlungen gegen 71 Auftragsvermittler. Gegen sie wird wegen des Verdachts des gewerbsmäßigen Einschleusens von Ausländern, der illegalen Ausländerbeschäftigung sowie des Veruntreuens von Arbeitsentgelt ermittelt.
Rd. 14 Mio. Euro unterschlagen
Die Höhe von nichtabgeführten Sozialversicherungsbeiträgen beläuft sich nach Ermittlungen des Hauptzollamts Dresden auf rd. 14 Mio. Euro.
An dem Einsatz waren ca. 1.000 Einsatzkräfte von Zoll und Bundespolizei beteiligt. Sie beschlagnahmten zahlreiche Datenträger, Vertrags- und Personalunterlagen sowie Schusswaffen, Munition, knapp 60.000 Euro Bargeld und ca. ein Kilogramm Gold im Wert von mehreren 10.000 Euro.
Ermittlungen laufen seit 3 Jahren
Seit 3 Jahren wird gegen die Verdächtigen ermittelt. Eine Fahndungskontrolle in Ostsachsen brachte die Bundespolizei auf die Spur von Personen aus der Ukraine, die während ihres vermeintlich touristischen Aufenthalts in Deutschland als Arbeitskräfte im Auftrag und auf Rechnung der Firmen der Haupttäter tätig waren. Dafür fehlte den Ukrainern jedoch die Genehmigung. Zudem waren die Arbeitskräfte keine ausgebildeten Pflegefachpersonen.
Bundesweites Netzwerk aufgebaut
Inzwischen werde in knapp 1.400 Fällen vornehmlich gegen Frauen aus der Ukraine wegen illegalen Aufenthalts in Deutschland ermittelt. Sie seien durch die polnischen Firmen in der Ukraine angeworben worden. Anschließend seien sie den deutschen Auftragsvermittlern zur Suche geeigneter Tätigkeitsorte angeboten worden. Diese vermittelten die Verträge zwischen den polnischen Firmen und den in Deutschland zu betreuenden Pflegefällen. Die polnischen Firmen sollen so im Laufe der Zeit ein auf Profit ausgerichtetes bundesweites Netzwerk aufgebaut haben. Fast immer habe es sich bei den Beschäftigungen um Lohndumping gehandelt.
Seit 2019 wird verstärkt gegen kriminelle Machenschaften in der ambulanten Pflege vorgegangen.