Die Diagnosesicherheit steht im Mittelpunkt des heutigen Welttags der Patientensicherheit.
Jedes Jahr sind 2 Millionen von 20 Millionen Krankenhauspatienten von unerwünschten Ereignissen betroffen, teilt das Aktionsbündnis Patientensicherheit (APS) mit. Dazu zählen unvorhergesehene Zwischenfälle wie etwa Medikations- oder Diagnosefehler, Infektionen oder Stürze während einer Behandlung, die die Sicherheit und Gesundheit der Patienten gefährden. "Die Folgen können weitreichend sein: Neben dem persönlichen Leid für die Betroffenen und ihre Angehörigen verursachen vermeidbare Patientenschäden auch erhebliche finanzielle Kosten", sagt Ruth Hecker, Vorsitzende des APS.
Viele Erkrankungen bleiben unentdeckt
Allein das Ausmaß von Diagnosefehlern sei enorm und mache fast 16 Prozent des vermeidbaren Schadens im Gesundheitssystem aus. Viele Ereignisse seien vermeidbar. Allerdings müssten Patienten und Angehörige verstärkt in die Diagnosestellung einbezogen werden. Laut einer Studie der OECD wird bei rund 15 Prozent der Kinder in Großbritannien in Bezug auf Asthma überdiagnostiziert und bei 40 Prozent unterdiagnostiziert. Weltweit bleibt ein großer Teil der Menschen mit chronischen Erkrankungen wie COPD und Asthma unentdeckt. Abhilfe könnte Künstliche Intelligenz schaffen, die große Datenmengen analysieren und Krankheiten schneller und präziser erkennen könnte. Dabei allein kann man es aus Heckers Sicht allerdings nicht belassen. "Für eine wirkliche Verbesserung der Gesundheitsversorgung und sichere Diagnosen ist es entscheidend, dass Patientensicherheit als zentrales Entscheidungskriterium fest verankert wird. Dafür benötigen wir den politischen Willen und finanzielle Mittel, um zum Beispiel Kampagnen wie #DeutschlandErkenntSepsis ins Leben zu rufen."
Zum Tag der Patientensicherheit veröffentlichte die IKK Südwest die Ergebnisse ihrer jüngsten Kundenbefragung. Ein Viertel der Versicherten der IKK Südwest haben ldemnach als Patient schon einmal negative Erfahrungen während einer ärztlichen oder pflegerischen Behandlung gemacht. Bei 89 Prozent der Befragten wäre das unerwünschte Ereignis vermeidbar gewesen. Jörg Loth, Chef der Krankenkasse, fordert ein verpflichtendes Register, in dem alle Fälle von „unerwünschten Ereignissen“ bei medizinischen Behandlungen erfasst werden. Denn bisher gibt es für solche Never Events keine belastbare Datengrundlage.
Der Welttag der Patientensicherheit wird von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) ausgerufen. Er soll das Bewusstsein für die Bedeutung von Patientensicherheit in der Gesundheitsversorgung schärfen.