Die evidenzbasierte Merkhilfe "SINNHAFT" soll klare Standards für den Übergabeprozess in zentralen Notaufnahmen setzen, um die Sicherheit und Qualität der Versorgung zu erhöhen. Das gab das Aktionsbündnis Patientensicherheit (APS) am Dienstag bekannt.
SINNHAFT steht für:
Start
Identifikation
Notfallereignis
Notfallpriorität
Handlung
Anamnese
Fazit und
Teamfragen.
Entwickelt hat die Merkhilfe ein Team der Universitätsklinik Bonn – mit Unterstützung der Deutschen Gesellschaft für Interdisziplinäre Notfall- und Akutmedizin (DGINA) und des APS. "Eine gut strukturierte und standardisierte Übergabe kann Leben retten. Der Ansatz von 'SINNHAFT' schafft eine gemeinsame Sprache und Struktur für alle an der Notfallversorgung beteiligten Berufsgruppen und verringert so das Risiko von Fehlkommunikation", sagte APS-Vorsitzende Ruth Hecker.
Hohe Risiken bei unzureichenden Übergaben
Laut APS verdeutlichten Studien die Relevanz der Übergabequalität für die Patientensicherheit: Eine Untersuchung aus den USA habe beispielsweise gezeigt, dass in knapp einem Viertel aller untersuchten Fälle eine fehlerhafte Übergabe zu einer verzögerten oder versäumten Diagnose beitrug. Fehldiagnosen, Medikationsfehler und andere Risiken könnten durch Missverständnisse und Informationslücken während der Übergabe entstehen und die Patientensicherheit gefährden.
SINNHAFT basiere auf den Prinzipien des Crew Resource Managements mit klaren Übergabemustern wie definiertem Startpunkt, ruhigen Bedingungen sowie Face-to-Face-Kommunikation und "Closed-Loop"-Techniken, um Missverständnissen vorzubeugen. Kommunikationspsychologische Ansätze, wie das Vermeiden des Framing-Effekts und das Einbinden der cABCDE-Notfallmaßnahmen, würden ebenfalls helfen, Missinterpretationen zu minimieren.
Alle Publikationen, eine Lernplattform, eine Pocketcard und Schulungsmaterialien zu SINNHAFT sind online frei verfügbar.