Die über Tarifverträge ausgehandelten Ausbildungsvergütungen fallen je nach Branche, Region und Ausbildungsjahr sehr unterschiedlich aus. In zwölf der 20 untersuchten Tarifbranchen liegen die Vergütungen mittlerweile oberhalb von 1.000 Euro pro Monat. An der Spitze halten sich Pflegeberufe. Das zeigt eine aktuelle Studie, die das Tarifarchiv des Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Instituts (WSI) der Hans-Böckler-Stiftung am Mittwoch zu Beginn des neuen Ausbildungsjahrs 2024 vorlegt hat.
Mehr als 1.300 Euro für Pflegeazubis im ersten Ausbildungsjahr
Die höchsten monatlichen Ausbildungsvergütungen mit Beträgen oberhalb von 1.200 Euro erhalten im ersten Ausbildungsjahr Auszubildende in folgenden Branchen:
- Pflegeberufe im Tarifbereich des Öffentlichen Diensts (Bund und Kommunen) mit 1.341 Euro
- Privates Bankgewerbe mit bundeseinheitlich 1.300 Euro
- Textilindustrie in Baden-Württemberg mit 1.245 Euro
- Pflegeberufe im Tarifbereich des Öffentlichen Diensts (Länder) bundeseinheitlich mit 1.231 Euro (ab 1. November 2024 1.331 Euro)
- Deutsche Bahn AG mit bundeseinheitlich 1.225 Euro
- Öffentlicher Dienst (Bund und Kommunen) mit bundeseinheitlich 1.218 Euro
- Versicherungsgewerbe mit bundeseinheitlich 1.205 Euro.
Die erheblichen Unterschiede zwischen den Branchen setzen sich nach WSI-Angaben auch im zweiten und dritten Ausbildungsjahr fort. So variieren die Ausbildungsvergütungen im zweiten Ausbildungsjahr zwischen 830 Euro, die im Friseurhandwerk in Nordrhein-Westfalen gezahlt werden, und 1.402 Euro für die Auszubildenden in der Pflege bei Bund und Kommunen.
Ausbildungsvergütungen steigen in vielen Tarifbranchen überdurchschnittlich
Während Tarifentgelte für Beschäftigte in den vergangenen fünf Jahren im Durchschnitt um etwa 15 Prozent gestiegen seien, habe der Zuwachs der Ausbildungsvergütungen in den meisten der betrachteten Tarifbranchen deutlich darüber gelegen.
"Dass in vielen Tarifbranchen die tarifvertraglichen Ausbildungsvergütungen deutlich stärker als die Löhne ansteigen, lässt sich bereits seit einigen Jahren beobachten", sagt der Leiter des WSI-Tarifarchivs, Thorsten Schulten. "Auch im Ausbildungsjahr 2023/2024 hat sich dieser Trend weiter fortgesetzt. Tarifbranchen, in denen weniger als 1.000 Euro im Monat gezahlt wird, werden angesichts des bestehenden Fachkräftemangels immer weniger."
Die tarifvertraglichen Ausbildungsvergütungen im ersten Ausbildungsjahr haben sich zwischen 2019 und 2024 in der Pflege (Öffentlicher Dienst, Bund, Gemeinden) um mehr als 32 Prozent erhöht; allein von 2023 auf 2024 um fast 13 Prozent.
Trotz einer rückläufigen Tarifbindung würden Ausbildungsvergütungen in Deutschland nach wie vor in erster Linie über Tarifverträge festgelegt, beschreibt das WSI. Zum einen liege der Anteil der Auszubildenden in tarifgebundenen Unternehmen mit 55 Prozent immer noch etwas höher als bei den Beschäftigten insgesamt, was auch damit zusammenhänge, dass tarifgebundene Unternehmen eine höhere Ausbildungsbereitschaft haben. Nach dem Berufsbildungsgesetz müssten jedoch auch nichttarifgebundene Unternehmen existierende Tarifverträge als Orientierung berücksichtigen und dürften nicht mehr als 20 Prozent von diesen nach unten abweichen.